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BIBLIOTHEKSGESCHICHTE 451
santer Persönlichkeiten im Beamtenstand der Fideikommissbibliothek,
über deren Biografien, soziales Umfeld und fachliche Aktivitäten in und au-
ßerhalb der Sammlung der Aktenbestand zum Teil sehr interessante Auf-
schlüsse gewährt. Im folgenden Abschnitt sollen diese Karrieren im Einzel-
nen in chronologischer Folge nachgezeichnet und dabei zugleich das soziale
Beziehungsgeflecht unter den Beamten und seine strukturelle Entwicklung
analysiert werden.
1.2.2 Personalgeschichte im Detail: die Karrieren der wissenschaftlichen
Mitarbeiter
Alois Karpf (1844–1928)
Der Name von Alois Karpf taucht in den Akten der Bibliothek zuerst im
Jahr 1871 auf, als es darum ging, die durch den Tod von Josef Thaa am
15. Februar verloren gegangene Arbeitskraft zu ersetzen. Die Stelle eines
Skriptors sollte nach dem Wunsch Beckers zwar nicht nachbesetzt werden;
doch wollte er stattdessen einen wissenschaftlichen Mitarbeiter als Offizial
aufnehmen. Nach der Anzeige des Todes von Thaa in der Wiener Zeitung
waren laut Becker die Bewerber „von allen Seiten und theilweise mit ge-
wichtigen Empfehlungen“ herbeigeströmt; nur zwei davon waren jedoch
seiner Einschätzung nach für die Stelle geeignet.61 Der eine, Carl Post, war
Bibliotheksassistent an der Akademie der bildenden Künste; der andere
Doktorand der Philosophie, eben Alois Karpf. Becker entschied sich für
Post, da er aufgrund seiner Erfahrung und künstlerischen Ausbildung ra-
scher und besser für die Durchführung der notwendigen Arbeiten geeignet
war. Dennoch muss Karpf auf den Bibliotheksdirektor einen bestechenden
Eindruck gemacht haben, da er ihn unter weniger drückenden Erforder-
nissen bevorzugt hätte. Die Worte, die Becker für den damals 27-jährigen
Kandidaten und dessen Entwicklungspotential findet, klingen geradezu
euphorisch. Auch hat er ihm als Ersatz und „um seine Orientierung und
Anstelligkeit im Bibliotheksgeschäfte zu erproben […] gegen Remuneration
eine Hilfsarbeit in der Bibliothek der geographischen Gesellschaft übertra-
gen“, deren Ausübung jedoch „vorläufig nicht zu seinen Gunsten ausfiel.“62
Becker war Gründungsmitglied der k. k. geographischen Gesellschaft, und
für Karpf war die dortige bibliothekarische Verwendung, die bis 1883 an-
dauerte, insofern von Bedeutung, als er sich in seiner späteren bibliothe-
karischen Tätigkeit u. a. auf die Katalogisierung von Landkarten spezia-
61 FKBA27009, fol. 1v.
62 FKBA27009, fol. 2v–3r.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken