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BIBLIOTHEKSGESCHICHTE 517
„auf kurzem Wege“ übermitteln zu dürfen.290 Als er später weitere Bände der
besagten Reihe oder auch andere Werke geschenkweise an die Sammlung
übersandte, verwies er jedenfalls bis kurz nach Zhishmans Tod stets auf
diese „mir von Seiner Majestät allergnädigst gestattete Übung […] behufs
dienstfreundlicher Entgegennahme für die k. und k. Familien-Fideicom-
miss-Bibliothek“.291
Erwähnt sei schließlich noch, dass weder Zhishman noch sein Nachfol-
ger Karpf es als problematisch betrachteten, vom Direktor des Münz- und
Antikenkabinettes, Friedrich Kenner, die Separatdrucke seiner umfang-
reichen Aufsatzreihe zur „Porträtsammlung des Erzherzog Ferdinand von
Tirol“ im „Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten
Kaiserhauses“ als Geschenk für die Fideikommissbibliothek unmittelbar
anzunehmen. Kenner konnte bei seinen Forschungen die Bibliothek und
ihren „Hilfsapparat“ zur Porträtsammlung (vgl. Abschnitt 2.3.1) benutzen
und revanchierte sich für diese Unterstützung mit der Übersendung der be-
sagten Separatdrucke. In den Dankschreiben von Zhishman und Karpf ist
bemerkenswerterweise dann auch gar nicht von einer Übergabe „auf kurzem
Wege“ die Rede, wie es sonst in jedem vergleichbaren Fall üblich war.292 Dass
die Annahme eines Geschenkes hier so unkompliziert ablief, hing wohl auch
damit zusammen, dass das Werk im Hinblick auf die Porträtsammlung und
den mit ihr in Verbindung stehenden internen Forschungstätigkeiten (vgl.
Abschnitt 2.3.1. und Abschnitt 2.3.2) von großem Interesse für die Samm-
lung war.
Als Zhishman Anfang September 1894 starb, hielt sich sein Nachfolger (als
Leiter der Bibliothek), Alois Karpf, an die unter ihm üblich gewordenen Mo-
dalitäten des Umgangs mit Gratiszuwendungen. Eingesandte Bücher wurden
an die Autoren (oder Verleger) zurückgeschickt mit dem Hinweis, dass ein
entsprechendes Gesuch an das Oberstkämmereramt über den vorgeschriebe-
nen Behördenweg zu erfolgen hätte.293 Das kam aber immer seltener vor, denn
anscheinend hatte es sich bereits herumgesprochen, dass die Schenkung von
selbst verfassten Werken an die Fideikommissbibliothek nicht ohne weiteres
290 FKBA33124.
291 FKBA34130, fol. 1v; ebenso bei der Übergabe des Jahrbuchs der Leo-Gesellschafft 1895
(FKBA34154); allerdings nicht mehr bei der Schenkung von Schriften der Zentralkom-
mission in den Jahren 1897 (FKBA35108) und 1899 (FKBA35206). 1870 hatte Helfert die
„Mittheilungen der k. k. Central-Commission“ an die Kabinettskanzlei für die Fideikom-
missbibliothek abgegeben (FKBA26146); das ebenfalls von ihm herausgegebene „Jahrbuch
des österreichischen Volksschriftenvereins“ wurde über die Generaldirektion an die Samm-
lung weitergeleitet (FKBA33104).
292 FKBA34021; FKBA34087.
293 FKBA34116.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken