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BIBLIOTHEKSGESCHICHTE 541
zung prinzipiell genehmigt hatte, dass detailliertere Anträge zur konkreten
Durchführung nachfolgen würden. Er argumentierte, dass es für die erfolg-
reiche Umsetzung der Strategie notwendig gewesen wäre, die Leiter der aus-
wärtigen Vertretungen auf ihre Aufgabe durch persönliche Gespräche und
Einsichtnahme in die Problematik vor Ort in der Porträtsammlung vorzu-
bereiten: Er hätte dies in den verflossenen zehn Jahren mit großem Erfolg
bewerkstelligt, wann immer sich k. u. k. Botschafter oder Gesandte zeitweilig
in Wien aufhielten.
Am 2. Februar 1880 teilte Braun Becker mit, dass der Kaiser die Aktion
bewilligt hatte;406 am 13. Februar übersandte das Außenministerium die
Abschrift eines Rundschreibens, mit dem die k. u. k. Missionen von der Ob-
liegenheit informiert werden sollten.407 Im Grunde handelt es sich um eine
leicht gekürzte Variante der von Becker formulierten Eingabe an das Minis-
terium mit den notwendigen Ergänzungen und Überleitungen. Die Vertre-
tungen wurden aufgefordert,
„Portraite von Zeitgenossen [ausfindig zu machen], die auf irgend einem Felde
der öffentlichen Thätigkeit bemerkbar wurden (Männer sowie auch Frauen),
sodann Portraite von Persönlichkeiten früherer Zeiten, insbesondere von sol-
chen, die mit der politischen und Culturgeschichte des österreichisch-ungari-
schen Kaiserstaates oder der ehemals mit Österreich vereinigten Länder in
irgend einer Beziehung stehen.“408
Bevorzugt wurden Druckgrafiken; Fotografien sollten nur dann erworben
werden, wenn von Zeitgenossen keine grafischen Porträts zur Verfügung
standen oder wenn diese nicht mehr aktuell waren. Becker verlangte außer-
dem, dass bei Fotografien immer der Name des Abgebildeten, dessen Beruf
und, wenn möglich, auch der Zeitpunkt der Entstehung der Aufnahme ange-
geben würden. Die Erstattung der Kosten für den Ankauf oder – alternativ
dazu – Dublettentausch wurden zugesichert. Vor der Erwerbung sollten je-
doch Listen der angebotenen Bildnisse mit Angaben zu Preisen und Künst-
lern an die Fideikommissbibliothek übersendet werden, damit dort der Ab-
gleich mit den vorhandenen Beständen durchgeführt werden könnte.
Der Erfolg der Aktion blieb nicht aus. Zwischen Ende Februar und An-
fang Mai 1880 langten in der Fideikommissbibliothek Antwortschreiben aus
Rio de Janeiro, Dresden, Paris, Madrid, Washington und Den Haag ein, die
aufgrund nachfolgender Korrespondenzen substantielle Zuwächse der Por-
406 FKBA29051, fol. 8r.
407 FKBA29051, fol. 11r–12r.
408 FKBA29051, fol. 11v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken