Page - 556 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM556
lange das Unternehmen gedauert hätte, auch wenn „die Bearbeitung stets ra-
scher und mit größerer Leichtigkeit vor[anschreitet]“.473 Die Unabsehbarkeit
des Endes dürfte auch dem Bibliotheksleiter bewusst geworden sein: Bereits
einige Tage vor Abgabe des Verwaltungsberichtes für das Jahr 1883 hatte er
am 5. Jänner 1884 den für den Druck des letzten Bandes des Realkataloges
bestimmten Betrag von 4.827 fl. und 34 kr. an die Fondsdirektion rücküberwie-
sen mit der Bemerkung, dass die Drucklegung mit Rücksicht auf die damals
stattfindende Revision der Porträt- und Kunstsammlung verschoben werden
müsste, und mit der Bitte, dass ihm das Geld zu einem späteren Zeitpunkt
zur Verfügung gestellt würde.474 Mehr als sechs Jahre später, am 19. Septem-
ber 1890, beantragte schließlich Beckers Nachfolger Josef von Zhishman die
Auszahlung dieses Guthabens an die Fideikommissbibliothek, um es für die
Kosten der Übersiedlung der Sammlung in den Augustinergangtrakt verwen-
den zu können (vgl. Abschnitt 1.5.1). Damit wurde zugleich endgültig von der
Drucklegung des letzten Bandes des Realkataloges Abstand genommen.475
Die Bearbeitung der Porträt- und Kunstsammlung für den gedruckten Ka-
talog hatte jedoch die Aufmerksamkeit auf eine Reihe von Missständen in-
nerhalb der Sammlung gelenkt, die nicht allein die Erschließung dieser Be-
stände, sondern auch deren physische Ordnung und das Auffinden der Werke
betrafen.476 Die drei aufeinanderfolgenden Übersiedlungen wirkten sich zu-
sätzlich nachteilig im Rahmen dieser Problematik aus, da damit zwangsläu-
fig stets Änderungen in der Aufstellung einhergingen, die in den Inventaren
und Katalogen berücksichtigt werden mussten. Und schließlich ist noch zu
bedenken, dass das Ausscheiden von Beständen (Dublettenverkäufe, Abgabe
von Objekten, die als wertlos erachtet wurden) Veränderungen in der Zusam-
mensetzung der Sammlungen nach sich zog, die durch die älteren Kataloge
und Inventare, v. a. aber durch die Inventur von 1859 und ihre Nachträge
nicht nachzuvollziehen waren. Diese Sachlage führte seit den letzten Jahren
473 FKBA30111, fol. 5r.
474 FKBA30112.
475 FKBA33066, fol. 1r u. 3r. In einer Denkschrift vom November 1899, die anlässlich des
damals aktuellen Diskurses um die inhaltliche und funktionale Neupositionierung der
Sammlung entstand, sprach sich Skriptor Johann Jureczek dahingehend aus, dass „die
Drucklegung eines Porträtkataloges […] für den inneren Dienst und für die zukünftige
Benützung der Porträtsammlung nicht nötig“ sei (Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, J.R., R. 5.,
Kt. 536, Z. 967 ex. 1907: „Ausbau u. zukünftige Verwendung der kais. Porträt-Sammlung
(Entwurf)“, Jureczek, Nov. 1899, pag. 11).
476 Vgl. FKBA31100, fol. 7r, wonach sich der Bearbeitung der Porträtsammlung für den ge-
druckten Katalog “Schwierigkeiten entgegen[stellten], welche in der inneren Anordnung
der Sammlung ihre Ursache fanden und immer hindernder einwirkten”.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken