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BIBLIOTHEKSGESCHICHTE 583
von nun an rund ein Jahr, bis man das Problem der Unterbringung der
Fideikommissbibliothek von Seite der Generaldirektion erneut anging. Da-
mals zeichnete sich nämlich eine neue Lösung für diese Frage ab: Anfang
1898 „wurde von Exc[ellenz] B[aron] Chertek gesprächsweise die Idee ei-
ner Einbeziehung der Fideicomm. Bibl. in die Räume der Hofbibl. lanciert,
u. zw[ar] in der Art, daß erstere abgesondert aufgestellt, ihr Katalog selb-
ständig fortgeführt, kurz die Eigentumsfrage nicht tangiert, wohl aber der
Status derselben an Beamten u. Dienern entsprechend geregelt werde.“578
Angedacht war damit eine Unterbringung der Fideikommissbibliothek in
räumlicher Nähe zur Hofbibliothek und eine Anpassung der Besoldungs-
schemata ihrer Beamten und Diener an jene der Hofbibliothek. Es ist nicht
ganz klar, ob damit auch administrative Synergieeffekte angestrebt wurden.
Aufgrund des rechtlichen Status der Fideikommissbibliothek als gebunde-
nes Privateigentum der Habsburger mussten ihre Bestände jedenfalls in
sorgfältiger Trennung erhalten bleiben und sämtliche Kosten weiterhin von
der kaiserlichen Privatkasse getragen werden.579 Chertek übermittelte da-
raufhin die in der Fideikommissbibliothek anlässlich des Planes der Über-
siedlung in das Untere Belvedere angestellten Erhebungen und Berechnun-
gen bezüglich der Raumerfordernisse (v. a. der notwendigen Regalflächen)
an den Direktor der Hofbibliothek, Heinrich von Zeissberg, von welchem sie
an die Burghauptmannschaft weitergeleitet wurden.580 Diese legte dann auf
Anordnung des Obersthofmeisteramtes am 15. Mai 1898 einen Bericht vor,
in dem ein Konzept zur Unterbringung der Fideikommissbibliothek im Au-
gustinertrakt am Josephsplatz enthalten ist.581 Die Sammlung hätte dem-
nach den gesamten dritten Stock mit zehn Räumen und ein weiteres Zimmer
im Geschoss darüber erhalten sollen. An verfügbarer Wandfläche für Bü-
cherkästen werden 1.612,83 m2 berechnet, wobei allerdings 632,80 m2 da-
durch gewonnen worden wären, „daß in jenen Räumlichkeiten, deren Fußbo-
denconstructionen durch unterzogene Traversen unterstützt sind, u. deren
578 Wien, ÖStA, HHStA, OKäA, Allgemeine Akten Serie B (1746–1920), Kt. 749, R. 53,
Z. 513 ex. 1899: Bericht des Hofrates im Oberstkämmereramt Wilhelm v. Weckbecker v.
24.02.1899, [fol. 1r]; er bezieht sich auf einen Bericht der Hofbibliothek an das Obersthof-
meisteramt vom 08.03.1898, der an das Oberstkämmereramt weitergeleitet wurde, nach-
dem die Verwaltung der Hofbibliothek mit 01.01.1899 vom Obersthofmeisteramt an dieses
übergeben worden war. Vgl. Stummvoll, Hofbibliothek, 489f.
579 Wien, ÖStA, HHStA, OKäA, Allgemeine Akten Serie B (1746–1920), Kt. 749, R. 53, Z. 513
ex. 1899, [fol. 1r].
580 Wien, ÖStA, HHStA, OKäA, Allgemeine Akten Serie B (1746–1920), Kt. 749, R. 53, Z. 513
ex. 1899, [fol. 1v–2r].
581 Wien, ÖStA, HHStA, OKäA, Allgemeine Akten Serie B (1746–1920), Kt. 749, R. 53, Z. 513
ex. 1899, [fol. 2v–3v] (Abschrift mit beigefügter Grundrissskizze).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken