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BIBLIOTHEKSGESCHICHTE 585
thek an die Hofbibliothek gegenüber einem anderen Projecte in den Hinter-
grund getreten [ist], welches die Installation dieser Bibliothek – mindestens
mit ihrem an Umfang überwiegenden Teile – in anderen Räumen u. zw. im
neuerbauten Tracte der Hofburg bedingen würde“.584 Der Ursprung und die
Formierung dieser Aussage, die offenbar weitreichende Folgen hatte, lassen
sich im Schriftverkehr der Hofämter relativ genau zurückverfolgen. Da es
dabei ja um die wichtige Frage geht, wie es zu der Entscheidung kam, die
Fideikommissbibliothek in die Neuen Burg zu transferieren – jenen Stand-
ort, an dem sie bis heute untergebracht ist –, soll die Kommunikation in
allen Einzelheiten dargestellt werden.
Generaldirektor Chertek hatte den Oberstkämmerer am 4. März 1899
schriftlich um dessen Meinung zu einer vom Skriptor Franz Schnürer ver-
fassten Denkschrift zur Errichtung eines Habsburgermuseums aus den Be-
ständen der Fideikommissbibliothek gebeten (vgl. Abschnitt 3.3). Die Ant-
wort aus dem Oberstkämmereramt trägt das gleiche Datum (26. 3. 1899)
wie die zuvor erwähnte Note an das Obersthofmeisteramt, und es ist des-
halb naheliegend, dass auch das letztere Schreiben inhaltlich von derselben
Zuschrift aus der Generaldirektion beeinflusst worden ist. Genau das lässt
sich bei genauer Durchsicht der Schriftstücke auch belegen. Schnürer war
am Ende seines Memoires auch auf die Frage des Standortes für sein Mu-
seumsprojekt zu sprechen gekommen und hatte vorgeschlagen es „in einem
d. kais. Schlösser in Wien oder in d. neuen Hofburg unterzubringen.“ Da
aber die ersteren „gegenwärtig bereits feste Bestimmungen erhalten haben,
bliebe […] nur die neue Hofburg übrig, in welcher sich ein derartiges Insti-
tut würdig und leicht unterbringen ließe, wobei die Hülfssammlung – die
Bibliothek, die Porträtsammlung etc. – sowie die Bureaux im Souterrain od.
anderen minder günstig gelegenen Theilen d. Baues Platz finden könnten,
während eine Anzahl besserer Räume für Ausstellungs- und Schauzwecke
zur Verwendung kämen.“585 Diese Passage nimmt die 1903 faktisch erfolgte
Unterbringung der Fideikommissbibliothek im Souterrain und Parterre des
Corps de logis der Neuen Burg in den wesentlichsten Punkten bereits vor-
weg und war anscheinend der erste gedankliche Anstoß zu dieser Lösung
der Raumfrage. Generaldirektor Chertek hatte in seiner Note vom 4. März
festgehalten, dass für ihn die Schnürer’schen Ausführungen „die Realisier-
barkeit der angedeuteten Idee […] fast außer Zweifel stellen, insbesondere
584 Wien, ÖStA, HHStA, OMeA, Akten-Hauptreihe 1781–1921, Karton 1449 (1900), Rub-
rik 21/B/3: Note des Oberstkämmereramtes an das Obersthofmeisteramt vom 26.03.1899,
[fol. 5v].
585 Wien, ÖStA, HHStA, OKäA, Akten Serie B (1746–1920), Kt. 749, R. 53, zu Z. 513 ex. 1899:
Denkschrift von Franz Schnürer v. 01.1899 (Abschrift), [fol. 5v].
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken