Page - 699 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 699
die damals Monographien zu den Schlössern Laxenburg und Schönbrunn
verfassten.978 Das Oberstkämmereramt, in dessen Auftrag die beiden Werke
verfasst wurden, hatte diesbezüglich in der Fideikommissbibliothek „dienst-
höflichst“ darum gebeten, die Autoren bei ihrer Arbeit zu unterstützen und
ihnen einschlägiges Material für ihre Forschungen zur Verfügung zu stel-
len.979 Wahrscheinlich um diesen Auftrag bestmöglich zu erfüllen, hatte
Becker im Jänner 1873 sogar eine Serie von lithografierten Ansichten des
Parks und des Schlosses in Laxenburg sowie ein älteres Manuskript mit ei-
ner Beschreibung Der Anlage aus der Bibliothek Kaiser Ferdinands in Prag
angefordert.980 Eine weitere Auswirkung dieser Intervention war, dass einer
der beteiligten Forscher, nämlich Quirin Leitner, der danach eine bedeu-
tende Karriere in staatlichen Kunstsammlungen durchlaufen sollte, auch in
weiterer Folge und über den vorliegenden Zusammenhang hinaus einer der
eifrigsten Nutzer der Fideikommissbibliothek blieb.981
Es vergingen jedoch mehr als zehn Jahre, bis außenstehende Personen er-
neut nachweislich Recherchearbeiten in der Sammlung durchführten. Belegt
ist bis zum Ende der Amtszeit von Moritz Alois von Becker lediglich, dass
er zwischen 1885 und 1887 einem Mitarbeiter der „Verlagsanstalt für Kunst
und Wissenschaft“ in München gestattete, in der Porträtsammlung Nach-
forschungen über die Verfügbarkeit ausgewählter Bildnisse anzustellen, die
im Rahmen der Herausgabe der Publikation „Allgemeines historisches Por-
trätwerk“ benötigt wurden. (vgl. Abschnitt 2.2.2).982 Der Eindruck, den man
durch das Fehlen weiterer dokumentierter Fälle gewinnt, mag trügerisch
sein. Denn Anfragen wegen eines Besuches in der Sammlung wurden viel-
leicht nicht immer der Archivierung für wert befunden; Einsichtsichtnahme
in die Bestände erfolgte möglicherweise auch ohne schriftliche Korrespon-
denz, zumal wenn es sich um in Wien lebende Personen handelte, die über
persönliche Kontakte verfügten, die den Zugang in die Fideikommissbiblio-
thek erleichterten. Diese Vermutung drängt sich auf, wenn man die Situa-
tion unter Beckers Nachfolger analysiert. Josef von Zhishman verbrachte
nämlich in den Sommermonaten stets längere Urlaubsaufenthalte auf dem
Land und ließ sich während dieser in regelmäßigen Abständen von seinen
978 Vgl. den Beitrag von Thomas Huber-Frischeis in diesem Band, Abschnitt 3.6, S. 98f.
979 FKBA26113.
980 FKBA27062.
981 Vgl. FKBA31107, FKBA33041, FKB.INV.64, Bd. 1: Nr. 53–56, 60, 93–96, 101, 103, 104,
200, 203, 213, 215, 216, 228, 238, 321, 329, 340, 442, 447, 461, 467, 514, 517, 529, 542, 570,
594, 626–628 (Entlehnungen Leitners bis zum Jahr 1880). Zu Leitner siehe ÖBL, Bd. 5
(1972), 349–351, zu seiner Rolle als Reformator der kunsthistorischen Sammlung des Kai-
serhauses: Lhotsky, Sammlungen, 536–540, 557f., 562–574, 599f., 603, 605f. u. 610.
982 FKBA30102, fol. 24r, 26r, 45r–v u. 51r.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken