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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 703
Ein wenig Resonanz muss dieser Vorschlag jedenfalls bei Generaldirektor
Emil von Chertek und dem von ihm protegierten Skriptor der Fideikommiss-
bibliothek Franz Schnürer gefunden haben (vgl. Abschnitt 3.3). Konkrete,
wenn auch andere Formen nahm seine Umsetzung zu Beginn des Jahres
1903 an: Als damals das Konzept für die nun unmittelbar bevorstehende
Übersiedlung in einen Teil der Neuen Burg präsentiert wurde, war dort auch
ein öffentlich benutzbarer Lesesaal geplant. (vgl. Abschnitt 1.5.2) Im Hin-
blick auf die Nutzung des Saales wurden damals Überlegungen vor allem
praktischer Natur angestellt, die die Aufstellung der Heizkörper nach funk-
tionalen und ästhetischen Prinzipien, die Anbringung von Drahtgittern vor
den Bücherregalen (um Diebstahl vorzubeugen) und die Verwendung kleiner
beweglicher Tische (auf Rollen) betrafen.998 Ob und welche konkreten Kon-
zepte zur Abwicklung des Publikumsverkehres darüber hinaus erstellt wur-
den, ist unbekannt, unter anderem auch deshalb, weil der geplante Lesesaal
letztendlich doch nicht realisiert wurde.
In seiner Denkschrift zur „Neusystemisierung des Beamtenstatus“ vom
4. April 1906 (vgl. Abschnitt 1.2.2) sprach sich Schnürer dafür aus, dass der
zukünftige Leiter der Fideikommissbibliothek, „auch darauf sein Augen-
merk zu lenken [hätte], daß die Schätze der Bibliothek, so weit sich dies mit
dem privaten Charakter der Anstalt vereinigen läßt, der wissenschaftlichen
Forschung und Arbeit im weitesten Ausmaße nutzbar gemacht werden“.999
Dem widersprach jedoch die Absicht der Generaldirektion, die Zahl der in
der Bibliothek beschäftigten Beamten bei der Neuregulierung des Personal-
standes mit Beginn des Jahres 1907 zu reduzieren. Um diese Maßnahme zu
rechtfertigen, wurde nämlich damit argumentiert, dass
„die eine Zeit lang gehegte Erwägung der Schaffung eines ‚Habsburger-
Museums‘ und auch der Erschließung der Bibliothek für die Öffentlichkeit […]
infolge mehrfacher Bedenken und Schwierigkeiten insbesondere aber durch
die Unterbringung des größeren Theils der Büchersammlung in Souterrain
Lokalitäten des neuen Burgtraktes, wenigstens für längere Zeit wieder fallen
gelassen worden sind“, weshalb „kein Grund mehr vorhanden, den Status auf
seiner bisherigen Höhe zu erhalten.“1000
998 Vgl. FKBA36075, fol. 47r–v u. Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, S.R., Kt. 17,2, Z. 352 ex. 1903:
Note an das Obersthofmeisteramt vom 26.01.1903.
999 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, R. 5, Kt. 537, Z. 4681 ex. 1906: Denkschrift Schnürers zur
„Neusystemisierung des Beamtenstatus“ v. 04.04.1906, [pag. 4].
1000 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, R. 5, Kt. 537, Z. 4681 ex. 1906: Vortrag des Generaldirek-
tors an den Kaiser bezüglich der Neuregulierung der Beamtenstatus der Fideikommissbi-
bliothek vom 14.12.1906, [pag. 3f.].
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken