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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM730
Da Payer vorhatte, seinen Fund wissenschaftlich zu publizieren, stellte er
weitere Recherchen an und richtete an die Bezirkshauptmannschaft in Karls-
bad die Anfrage, „ob sich daselbst nicht etwa das Goethe’sche Konzept oder
doch wenigstens auf diesen Auftrag bezügliche Akten vorfinden.“1122 Diese In-
itiative war jedoch von keinem Erfolg gekrönt. In Karlsbad selbst fand sich
kein relevantes Quellenmaterial vor. Da der Sitz des Kreishauptmannes zu
Beginn des 19. Jahrhunderts in „Elbogen (Bezirk Falkenau)“ angesiedelt
gewesen war und nach der Auflassung dieses Amtes die „Akten der Kreis-
hauptmannschaft […] nach Eger gebracht und dem dortigen Stadtarchiv ein-
verleibt“ worden waren, leitete man die Anfrage an den Vorstand der Bezirks-
hauptmannschaft in Eger, Karl Kaiser, weiter. Dieser wiederum antwortete
am 21. Mai 1912, dass die älteren Archivbestände in völliger Unterordnung
und durch keine Register erschlossen wären, sodass das Auffinden einzelner
Akten zu bestimmten Themen nicht möglich wäre.1123
Forschungen zu Handschriften der Fideikommissbibliothek
Kommen wir nun zu den Forschungsaktivitäten, die von Personen außerhalb
der Sammlung initiiert und durchgeführt wurden, welche für ihre Zwecke Zu-
griff auf Bestände der Fideikommissbibliothek erheischten. In diesem Bereich
war es vor allem eine Klasse von Objekten, die besondere Aufmerksamkeit auf
sich zog, nämlich die Handschriften. Überblickt man die zahlreichen Recher-
cheaktivitäten, in denen einzelne Manuskripte oder ganze Handschriften-Kor-
pora zum Studium herangezogen wurden, so kristallisieren sich drei Arten
von Forschungsinteressen heraus. Einige herausragende Codices der Biblio-
thek wurden wegen ihrer literarischen oder kunstgeschichtlichen Bedeutung
gewissermaßen um ihrer selbst willen wissenschaftlich bearbeitet und an-
schließend über sie publiziert; andere verwendete man als textliche Grund-
lagen für kritische Editionen; und schließlich waren die Handschriften der
Fideikommissbibliothek auch Gegenstand von Projekten zur Inventarisierung
und Katalogisierung verstreuter mittelalterlicher Handschriftenbestände. Ich
widme mich zunächst den Forschungen an einzelnen Handschriften.
Besonderes Interesse erregte eine persische Handschrift aus dem 14. Jahr-
hundert, die Kaiser Franz I. vom Dolmetscher und Orientalisten Valentin
von Hussár (1788–1850) Anfang des Jahres 1830 geschenkt worden war.1124
Anlässlich seiner Übergabe an den Kaiser publizierte Joseph von Hammer-
1122 FKBA39099, fol. 1v.
1123 FKBA39099, fol. 7r.
1124 Wien, ÖNB, HAD, Cod. Mixt. 1594; zur Schenkung siehe FKBA14017; zu Hussár: Wurz-
bach, Bd. 9 (1863), 268–273.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken