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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 787
die mit kaiserlicher Entschließung vom 19. Jänner 1895 genehmigt wurde:
Sieben in Budapest zu erbauende Kasernen sollten die Namen von Erzher-
zögen oder kaiserlichen Generälen tragen, darunter vier „immerwährende“
Inhaber. Das Korpskommando beabsichtigte, „der bezüglichen Allerhöchsten
Intention dadurch einen sichtbaren Ausdruck zu verleihen, dass in den ge-
nannten Kasernen am geeigneten Orte das Bildnis der Person, dessen Na-
men die Kaserne trägt, als Medaillon, in Metall hergestellt, angebracht wird
und […] die mit der Person in unmittelbaren Zusammenhange stehenden
historischen und denkwürdigen Daten, wie Jahreszahlen, Ortsnamen u. s. w.
beigefügt werden.“1321 Mit der Bereitstellung geeigneter Vorlagen für die Me-
daillons wurde das Kriegsarchiv beauftragt. Von diesem wiederum wurde
das Korpskommando, ebenso wie im vorigen Fallbeispiel, auf die Fideikom-
missbibliothek aufmerksam gemacht, nachdem die Bildnisse von „zwei Per-
sönlichkeiten auf anderem Wege nicht erhältlich waren“.1322
Im Juli 1912, rund zwei Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Welt krieges,
kam es schließlich zu einer zentral gesteuerten Propaganda-Aktion, die an
die Aktivitäten der Regimenter inhaltlich anknüpfte und diese in ihrer öf-
fentlichen Wirkung zu bündeln suchte. Im Kriegsministerium hatte man
nämlich den Beschluss gefasst, für die einzelnen Truppenkörper Briefver-
schlussmarken und Ansichtskarten herzustellen, „welche zum Entwurf ir-
gend ein, auf die Geschichte des Truppenkörpers Bezug habendes Schlach-
tenbild, einen berühmten Regimentsinhaber, oder ein seiner Waffengattung
entsprechendes Symbol etc. haben sollen.“1323 Die Motive für dieses Unter-
nehmen waren: in den Regimentern „ein Symbol der Zusammengehörigkeit
zu schaffen“ bzw. „den Geist der Zusammengehörigkeit zu fördern“, und: „die
historischen Erinnerungen aus den Kämpfen der Armee in dieser und bei
der Bevölkerung wach zu halten“ bzw. „in der Bevölkerung das Interesse
für die ehrenvolle Vergangenheit der Armee zu wecken“.1324 Als konkretes
Vorbild für die Aktion wird eine ähnliche Kampagne der italienischen Armee
genannt.1325 Die Fideikommissbibliothek wurde nun – ebenso wie zuvor auch
das Kriegsarchiv und das Heeresmuseum – aufgefordert entsprechendes
Bildmaterial zur Verfügung zu stellen. Um eine Auswahl zu treffen sprach
der Leiter des literarischen Bureaus im Kriegsministerium, Major Alexan-
1321 FKBA35129, fol. 1r–v.
1322 FKBA35129, fol. 5r; Die gewünschten Grafiken wurden im Militär-geographischen Insti-
tut reproduziert und die Aufnahmen nach Budapest gesandt.
1323 FKBA40063, fol. 1r–v.
1324 FKBA40063, fol. 1r u. 5r.
1325 FKBA40063, fol. 1r. Zum Phänomen der „kommemorativen“ Briefmarken, das um die
Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert aufkommt, vgl. Hobsbawm, Traditions, 281 (Tabelle
mit den frühesten Beispielen aus verschiedenen europäischen Staaten).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken