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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 791
biographischen Werken und selbst auf die „Tagesliteratur, als eine uner-
schöpfliche Quelle von Biografien u. biographischen Notizen“ ein.1337
Der „Hilfsapparat“ bestand also aus Zettelkatalogen und einer Handbib-
liothek, die dem Nachweis und der Bestimmung von Porträts dienen sollten.
Als Karpf seinen Text publizierte, war man in der Fideikommissbibliothek
anscheinend gerade damit beschäftigt, einen solches Instrumentarium auf-
zubauen. Die Existenz eines Hilfsapparates zur Porträtsammlung ist in spä-
teren Akten und anderen Quellen jedenfalls unzählige Male belegt. Seine
Entstehung verdankte er zweifellos dem Umstand, dass man Anfang der
1880er Jahre den vierten Band des gedruckten Kataloges vorbereitete, der
unter anderem die Porträtsammlung enthalten sollte.1338 Ob und wieweit
die Konzeption des Hilfsapparates von Becker vorgegeben war oder haupt-
sächlich von Karpf ersonnen wurde, lässt sich heute im Detail nicht mehr
klären.1339 Laut einer Angabe des Kanzlisten Geisinger war er vom letzteren
eingeführt worden.1340 Außerdem betrachtete Karpf den Hilfsapparat wäh-
rend seiner gesamten Laufbahn in der Fideikommissbibliothek als beson-
dere Errungenschaft und seine Erstellung als seine wichtigste Leistung. Er
war unter den anderen Bibliotheksbeamten jedoch äußerst umstritten und
es gab offensichtlich abweichende Meinungen darüber, was genau unter dem
„Hilfsapparat der Porträtsammlung“ zu verstehen wäre.
Gesichert ist, dass bereits Becker begann, ein Verzeichnis über die in Por-
trätwerken sowie in biografischen und historischen Büchern enthaltenen
Porträts anzulegen. Er hatte dies schon in seinem Arbeitsprogramm vom
September 1870 hauptsächlich deshalb als vordringliche Aufgabe definiert,
weil dadurch sichergestellt werden konnte, dass Bildnisse, die zwar nicht
als Einzelblatt, aber im Verbund von Druckschriften bereits vorhanden wa-
ren, nicht noch einmal angekauft würden.1341 Damit war bereits die später
häufig artikulierte Sichtweise vorweggenommen, die Porträt- zusammen mit
Teilen der Büchersammlung als Einheit aufzufassen. Die Inventarisierung
der in Büchern vorhandenen Bildnisse wurde nach Beckers Tod, wohl vor
allem aufgrund der Initiative Karpfs, fortgesetzt. Unter anderem berichtete
der Kanzlist Ferdinand von Geisinger im Jahr 1900, dass er bald nach sei-
ner Einstellung mit dieser Aufgabe betraut worden war.1342 Ein im Archiv
isoliert erhalten gebliebenes Blatt, das auf den 9. September 1893 datiert
1337 Karpf, Hilfsapparat 2, 141f.
1338 Vgl. FKBA30111, fol. 4r–5v u. Abschnitt 1.4.
1339 Vgl. FKBA30087, fol. 2v u. Abschnitt 1.2.2, S. 405.
1340 FKBA36018, fol. 1v.
1341 FKBA36135, p. 40f.
1342 FKBA36018, fol. 1r.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken