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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM812
betreffenden Werke.“1420 Dieses auf den Wert der vollständigen Serie bezo-
gene Argument wird auch bei Zeitschriften ins Treffen geführt, die nicht
den inhaltlichen Kriterien entsprechen: Demnach wären Periodika auch in
diesem Fall weiter zu beziehen, wenn sie vom ersten Jahrgang an in der
Bibliothek vorhanden waren, da „Zeitschriften ganz erheblich an Wert zu-
nehmen, wenn sie vollständige Serien bilden“.1421 Der Bezug der übrigen Rei-
hen und Periodika, v. a. der sprach-, literatur- und naturwissenschaftlichen,
der volks- und länderkundlichen, theologischen und juridischen, sollte ein-
gestellt werden. Das hätte bedeutet, dass mindestens ein Viertel der bisher
abonnierten Zeitschriften in weiterer Folge nicht mehr von der Bibliothek
angekauft worden wären. Wie aus den geschilderten Detailbestimmungen
hervorgeht, spielten bei dieser Verminderung nicht bloß inhaltliche Über-
legungen, sondern auch finanzielle Beweggründe eine Rolle: Generaldirek-
tor Chertek wollte den Ankauf neuer Werke anscheinend auf ein geringeres
Maß reduzieren und Schnürer verknüpfte diese Forderung mit einer seit
Jahren bereits latent vorhandenen, nun aber explizit formulierten inhalt-
lichen Festlegung des Sammlungsschwerpunktes. Auch ein Rückgang der
Buchankäufe war unter Cherteks Leitung der Generaldirektion ja bereits
seit knapp einem Jahrzehnt zu beobachten.
Vergleichbare Beschränkungen werden schließlich auch für die Porträt-
und Kunstsammlung verordnet. Auch hier sprengte die massenhafte Ver-
vielfältigung durch „das Aufkommen der Photographie und der damit zu-
sammenhängenden Reproductionsarten“ die Ankaufskapazitäten. Die
zeitliche Zäsur des Übergangs zur Massenproduktion sollte laut Schnürer
ungefähr bei der Mitte des 19. Jahrhunderts angesetzt werden und aus der
Zeit danach sollten Porträts nur mehr dann angekauft werden, wenn die
dargestellten Personen unter eine der drei folgenden Kategorien fielen: Mit-
glieder des Hauses Habsburg-Lothringen, Angehörige anderer Herrscherdy-
nastien, die mit den ersteren entweder verwandt oder verschwägert sind,
und Personen, die sich um das Kaiserhaus verdient gemacht hatten. Man
erkennt sofort, wie diese Auswahl mit der in der zweiten bis fünften Kate-
gorie der Neuanschaffungen von Monographien definierten biographischen
Literatur konformgeht. Laut „Regulativ“ sollte schließlich die Landkarten-
sammlung mit „dem gegenwärtigen Bestand abgeschlossen“ werden und die
„Vermehrung der Kunstsammlung durch Kauf hat nur ausnahmsweise statt-
zufinden, wo es sich um Stücke von ganz specifisch habsburgischem Charak-
ter handelt.“1422
1420 FKBA37193, fol. 4r.
1421 Ebenda.
1422 FKBA37193, fol. 5r–v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken