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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM868
Diese Beweggründe konnten bei der Entscheidung gegen die Erwerbung
zweier anderer Bilder, die der Kaiserin Marie Louise, der Tochter Kaiser
Franz II./I., zugeschrieben wurden, anscheinend nicht ausschlaggebend gewe-
sen sein. Im einen Fall handelte es sich um eine Darstellung der Heiligen Bar-
bara, die 1810 gemalt worden sein sollte und angeblich „aus dem k. k. Augar-
ten“ stammte. Sie wurde der Generaldirektion im Mai 1908 von einer gewissen
Josefine Greger, die angab, „eine Weise geworden“ zu sein, angeboten.1623 Wie
sie in den Besitz des Bildes kam, ist in dem Schreiben nicht erwähnt. Schnü-
rers Entscheidung bezüglich des Angebotes fiel negativ aus, obwohl er in sei-
nem Antwortschreiben durchaus konstatierte, dass das Bild die Signatur Ma-
rie Louises tragen würde. Das zweite Bild – eine Darstellung von Kaiser Franz
als Heiliger Franziskus – wurde der Fideikommissbibliothek 1913 unmittel-
bar zum Kauf angeboten. Diesmal zeigte sich Schnürer zunächst interessiert,
wollte aber vorher einen Beweis für die Autorschaft der Erzherzogin. Da das
Aquarell auf der Rückseite bezeichnet war („Kayser Franz der Erste mein Herr
Vater“), bot die Verkäuferin an, es für einen Schriftvergleich an die Fideikom-
missbibliothek zu übersenden. Doch ist von da an über die weitere Verfolgung
der Angelegenheit leider nichts mehr bekannt.1624
Im Jahr 1910 wurde der Fideikommissbibliothek von einer Privatperson
ein Gebetbuch angeboten, das angeblich aus dem Besitz Erzherzog Franz
Karls stammte und von diesem am 17. März 1878 seinem Obersthofmeister
Ferdinand Graf von Wurmbrand-Stuppach zum Andenken vermacht wor-
den wäre. Die Informationen waren einem Eintrag auf dem ersten Blatt des
Buches zu entnehmen. Die Ablehnung dieses Offertes erfolgte ohne weitere
Prüfung und Begründung.1625 – Vergleichbar ist ein Kaufangebot der Kunst-
handlung Julius Leitner aus dem folgenden Jahr: eine Uhr, die Erzherzog
Karl seinem Adjutanten – angeblich ein Graf Wrbna, der jedoch nicht eruiert
werden konnte – in der Schlacht bei Aspern geschenkt haben sollte. Dieses
Offert war jedoch an das Oberstkämmereramt gerichtet („für eine der kai-
serlichen Sammlungen“) und wurde lediglich mittels Einsichtsakt zunächst
der Generaldirektion und schließlich der Fideikommissbibliothek mitgeteilt.
Ob dies geschah, um die Kaufoption weiterzureichen oder nur um Stellung-
nahmen zur Ablehnung des teuren (1.000 K.!) und zweifelhaften Ankaufs
einzuholen, bleibt dahingestellt.1626
1623 FKBA38057, fol. 3r.
1624 FKBA41014. Das Blatt stammte aus dem Besitz zweier Nichten des Marschalls Louis Al-
exandre Berthier (1753–1815), die am Hof von Kaiser Franz II./I. als Kammerdienerinnen
und Erzieherinnen tätig waren.
1625 FKBA38193.
1626 FKBA39072.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken