Page - 883 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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GENESE EINER HABSBURG-LOTHRINGISCHEN FAMILIENSAMMLUNG 883
diesbezüglichen Ausführungen betreffen sowohl die Auswahl der Objekte als
auch, wenigstens teilweise, deren Anordnung. Bildnisse sollten in chrono-
logischer und genealogischer Ordnung präsentiert werden. Doch für wich-
tiger als grafische Blätter hielt Jureczek in einer Ausstellung Gemälde, da
„eine Habsburgersammlung […] ohne größere und entsprechend gut ausge-
führte Ölbilder der Regenten aus diesem Hause nicht denkbar“ sei.1680 Diese
sollten aus Beständen in den kaiserlichen Schlössern zusammengetragen
werden. Aus der hauseigenen Porträtsammlung wollte Jureczek hingegen
nur „ausgewählte Blätter in separaten Unterabtheilungen“ präsentieren.
Was ihm vorschwebte, waren kunstvoll arrangierte Gruppen von Bildnis-
sen, die rund um die Person eines Monarchen aus dem Haus Habsburg zu-
sammengestellt werden sollten: mehrere Porträts des betreffenden Herr-
schers selbst („Blätter, die auf verschiedene Originale zurückzuführen sind;
dazu künstlerisch wertvolle Blätter, bei älteren Regenten besonders solche
aus der Zeit“1681), Bildnisse seiner nächsten Anverwandten und solche von
„Persönlichkeiten, welche sich besondere Verdienste für den betreffenden
Regenten und sein Haus erworben haben“.1682 Die „getrennte Anordnung“
der einzelnen Gruppen nach „sich ergebenden freien Wandtheilen“ war für
Jureczek hauptsächlich aus ästhetischen Gründen motiviert, da „damit der
Zweck als Wandschmuck in erste Linie gestellt wird“.1683 Vermutlich um
größere Ausstellungsflächen zu schaffen, erwog er außerdem die Hängung
von grafischen Blättern „auf fächerartig angeordneten drehbaren Paravents
in den Ecken der Säle etc.“.1684 Als dritte Kategorie von Bildnissen wollte
Jureczek schließlich noch die in Laxenburg und im Leopoldinischen Trakt
der Hofburg befindlichen Porträtminiaturen ausstellen. Des Weiteren nennt
er eine Reihe von Objektklassen aus der Kunstsammlung, die sich für das
Habsburgermuseum eigneten: Darstellungen von geschichtlichen Ereignis-
sen und von Feierlichkeiten (v. a. Aquarelle von Johann Nepomuk Hoechle
und Eduard Gurk), Ansichten und Pläne der kaiserlichen Besitzungen und
Schlösser (darunter die Sammlung von Plänen und Rekonstruktionen zur
Hofburg), das Wien-Panorama vom Emil Hütter, Huldigungsadressen, auf
das Haus Habsburg bezügliche Münzen, die zahlreichen in der Sammlung
befindlichen Büsten und schließlich auch die Handzeichnungen und Jugend-
arbeiten von Mitgliedern der Dynastie. Die zuletzt genannte Gruppe reprä-
sentierte gewissermaßen die private Seite des Herrscherhauses, und sie war
1680 Ebenda, pag. 12.
1681 Ebenda, pag. 14.
1682 Ebenda, pag. 15.
1683 Ebenda.
1684 Ebenda.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken