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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM886
der Ausdruck „Habsburger-Sammlung“.1687 Der Bericht ist, wie Karpf ver-
merkt, „in Befolgung des hohen mündlichen Auftrages Sr. Excellenz des
Herrn General-Directors vom 25. Jänner 1901“1688 entstanden und in unse-
rem Zusammenhang insofern von hervorragender Bedeutung, als er den ein-
zigen auffindbaren konkreten Ausstellungsplan für das Habsburgermuseum
enthält. Dieses Konzept, dessen Niederschrift zwar die Handschrift von
Alois Karpf aufweist, das aber gemäß einer beigefügten Bleistiftnotiz von
Franz Schnürer erstellt worden ist,1689 lässt sich mit einem Grundriss des
Erdgeschosses der Neuen Burg vom Ende des Jahres 1901 in Verbindung
bringen.1690 Vorgesehen waren für das Habsburgermuseum die fünf Säle des
Ringstraßen-seitigen Flügels im Corps de logis, die auf dem Plan entspre-
chend mit der Funktionsbezeichnung „Museum“ beschriftet sind. Der Autor
schlägt grundsätzlich eine „chronologische Anordnung“ der Ausstellungsstü-
cke vor. Der erste Saal (an der Nordwestecke) sollte „demjenigen Monarchen
in dem das habsburgische Geschlecht abschließt und die habsburg lothrin-
gische Dynastie ihren Ursprung findet der großen Kaiserin Maria Theresia
gewidmet“ sein.1691 Es ist schwer vorstellbar, wie dieser große Saal mit den
wenigen Beständen, die die Sammlung zu dieser Monarchin besitzt, hätte
gefüllt werden sollen. Der nächstfolgende, viel kleinere Raum war für Jo-
seph II. und Leopold II. vorgesehen, in deren (vergleichsweise kurze) „Regie-
rungszeit kein Ereignis von einschneidender Bedeutung für die Geschichte
Österreichs und seine Dynastie falle“. Der große Mittelsaal war zur Darstel-
lung der Regierungsperioden von Franz II./I. und Ferdinand I. bestimmt,
für die als „Schlüsselereignisse“ die Napoleonischen Kriege, der Wiener
Kongress und die „Gründung des österr. Kaiserstaates“ hervorgehoben
werden. Für den anschließenden, einfenstrigen Raum schlug Schnürer „Er-
innerungsstücke an die nicht regierenden Zwischenglieder die Eltern und
Geschwister seiner k. u. k. apost. Majestät, oder aber eine specielle Samm-
lung (Ahnengalerie des Hauses Habsburg, Denkmäler u. Monumente oder
Ähnliches)“ vor. Der große Ecksaal war Kaiser Franz Joseph gewidmet, wo
die „prunkvollsten Stücke […] ihre Aufstellung [gefunden hätten,] darunter
1687 FKBA36075, fol. 4r; Die ursprüngliche Formulierung lautet: „[…] hervorragende Stücke der
Sammlung und solche Gegenstände, welche für die Geschichte des Allerhöchsten Kaiser-
hauses und seiner Mitglieder von Wert sind, in entsprechender Aufstellung einer weiteren
Öffentlichkeit und allgemeinen Nutzbarmachung (Habsburger-Sammlung) zuzuführen“.
1688 FKBA36075, fol. 3v.
1689 Ebenda.
1690 Wien, ÖStA, HHStA, PAB, E-III-2, Nr. 4111; Der Plan ist Teil einer Serie von sechs
Grundrissen, die die Beschriftung „Genehmigt in der 324. Sitzung [des Hofbaucomités]
am 29. November 1901“ tragen (vgl. Telesko Hofburg, 306 u. Anm. 134).
1691 FKBA36075, fol. 4v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken