Page - 893 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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GENESE EINER HABSBURG-LOTHRINGISCHEN FAMILIENSAMMLUNG 893
sein. Etwas spricht aber dafür, dass dessen Planung bereits zuvor aufgege-
ben worden war: Als nämlich einen Monat früher, am 23. Jänner 1903, das
detaillierte Konzept für die Übersiedlung vom Leiter der Fideikommissbib-
liothek der Generaldirektion vorgelegt wurde, war darin nichts mehr von der
Einrichtung eines Museums zu lesen. Im Gegenteil, in einem der Räume, die
für das Habsburgermuseum vorgesehen waren (in dem an Ringstraße und
Kaisergarten grenzenden Eckrisalit) sollte ein Lesesaal für die öffentliche
Benutzung der Sammlung eingerichtet werden.
Die Gründe, warum das Projekt fallen gelassen wurde, liegen im Dunkeln.
In einer internen Denkschrift aus dem Archiv der Generaldirektion vom
15. Mai 1906 wird im Hinblick auf „die Schaffung eines ‚Habsburger-Muse-
ums‘“ lapidar vermerkt, dass es zu dessen „Ausführung […] zunächst – na-
mentlich infolge einiger Anfangsschwierigkeiten seitens des Oberstkämme-
reramtes – nicht gekommen ist“.1713 Diese Andeutung kann sich einerseits
auf die Äußerung in einem von Kanzleidirektor Weckbecker verfassten
Schreiben aus dem Oberstkämmereramt beziehen, wonach nur zweitrangige
Werke aus den kaiserlichen Sammlungen für das Habsburgermuseum zur
Verfügung gestellt werden könnten;1714 andererseits mag der Umstand eine
Rolle gespielt haben, dass aufgrund des Scheiterns der räumlichen Anbin-
dung des Großteils der Sammlung an die Hofbibliothek die Verwirklichung
des Habsburgermuseums am neuen Standort der Fideikommissbibliothek
im Parterre und Souterrain des Corps de logis wegen Platzmangels nicht
möglich war. In einem Vortrag des Generaldirektors an den Kaiser vom
14. Dezember 1906 – der einzigen bekannten Quelle, die von einer Erwäh-
nung des Habsburgermuseums gegenüber dem Monarchen zeugt – heißt es
nämlich, dass „diese Absichten infolge mehrfacher Bedenken und Schwierig-
keiten, insbesondere aber durch die Unterbringung des größeren Theils der
Büchersammlung in Souterain Lokalitäten des neuen Burgtraktes, wenigs-
tens für längere Zeit wieder fallen gelassen worden sind“.1715
Zu Beginn des Jahres 1907 zog Generaldirektor Chertek anscheinend
noch einmal kurzfristig den Plan der Errichtung des Habsburgermuseums
in Erwägung. Schnürer, der mittlerweile zum Vorsteher der Sammlung
aufgestiegen war, wurde aufgefordert, „ein […] im J. 1899 verfaßtes Me-
moire über die künftige Ausgestaltung der Fideik.b. nochmals in Vorlage zu
1713 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, J.R., R. 5, Kt. 537, Z. 4681 ex. 1906: „Exposé“ v. 15.05.1906,
[pag. 8].
1714 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, S.R., Kt. 17,2, Z. 1450 ex. 1899: Note des Oberstkämmerers
an den Generaldirektor v. 26.03.1899, [pag. 3–5].
1715 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, J.R., R. 5, Kt. 537, Z. 4869 ex. 1906: Vortrag des Generaldi-
rektors an den Kaiser v. 14.12.1906, [pag. 3–4].
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken