Page - 966 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Image of the Page - 966 -
Text of the Page - 966 -
DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK
1914–1919966
Anders verhielt es sich bei Werken, die zum Sammelschwerpunkt der
Fideikommissbibliothek zählten. Als Gymnasialprofessor Andreas Veress
die von ihm herausgegebenen „Fontes Rerum Hungaricum“ überreichte, lei-
tete Franz Schnürer diese ohne Umschweife an das Oberstkämmereramt zur
Erwirkung der allerhöchsten Bewilligung weiter. Diese Beispiele illustrieren
die willkürliche Entscheidungsfindung des Personals der Fideikommissbib-
liothek zur Zeit der Monarchie.
Viele Bittsteller überwanden die nicht mehr zeitgemäßen Hürden und
ihre Geschenke wurden angenommen bzw. an die Fideikommissbibliothek
überstellt. Das jährlich abgelegte „Verzeichnis der Werke, die mit kaiserli-
cher Resolution für die Fideikommissbibliothek im Jahr […] aufgenommen
wurden“ zeugt von den Objekten, die das Oberstkämmereramt an die Fidei-
kommissbibliothek abgab.180 Gerade in den Kriegsjahren hatte die Entste-
hungsgeschichte der Sammlungsobjekte oft einen thematischen Bezug zu
den Ereignissen des Ersten Weltkriegs. Dies erhellt ein, seit 1915 geführ-
tes, Verzeichnis von Werken die „aus Anlass der kriegerischen Ereignisse
des laufenden Jahres“ in die Fideikommissbibliothek gelangten. Die Liste
der Geschenke ist umfassend und beinhaltet unterschiedliche Objekte. 1915
wurden beispielsweise überreicht: „Ein Taschenmesser, welches auf seiner
Schale das Bundesverhältnis Österreich–Ungarns und Deutschlands ver-
herrlichende Embleme zeigt“ von F. Ed. Ohlinger in Solingen181, Musikkom-
positionen wie „Pfüat Gott“ von Joseph Steyskal in Graz182, des Weiteren
Broschüren, Sachbücher oder wissenschaftliche Arbeiten wie „Erste Hilfe-
leistung bei Unglücksfällen“183 von dem Klosterneuburger Arzt Josef von
Sorg. Doch nicht nur schriftliche Elaborate gelangten in die Fideikommiss-
bib liothek einige Soldaten sandten Zeichnungen Kaiser Franz Josephs ein
und erhielten eine allerhöchste Spende von 50 K.184
Auch Ämter überreichten Geschenke an den Kaiser. In diesem Zusam-
menhang muss auch das Thema „Kriegsbeute“ angesprochen werden. Nach
der am 8. Februar 1916 erfolgten Annahme Kaiser Franz Josephs von
492 Fotografien „aus den Kriegen Serbiens gegen die Türken und Bulgaren
in den Jahren 1912 und 1913“185 überreichte die Kabinettskanzlei diese der
180 Durch die Eingabe des Titels sind die Verzeichnisse in der Katalogsuche der ÖNB-Website
https://www.onb.ac.at/ (abgerufen am 30.01.2021) zu finden.
181 Inv. Nr. K. 1600.
182 FRANZ 47076.
183 FRANZ 47057.
184 Hier sind beispielhaft zu nennen FKBA43018 und FKBA43019. Die Zeichnungen sind dem
Akt beigelegt.
185 Es handelt sich um die Signatur Wien, ÖNB, BAG, Pk 1722 bzw. um die inhaltlich vollkom-
men idente Doublette Pk 1722a. Zur Provenienzgeschichte vgl. FKBA44011, fol. 1r.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken