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Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)
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Page - 80 - in Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)

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der Beziehung zum Objekt kommt es besonders häufig vor, daß sich die reale Befriedigung doch mit einem undeutlichen oder entstellten Trauminhalt verbindet. Diese Eigentümlichkeit der Pollutionsträume macht sie, wie O. Rank bemerkt hat, zu günstigen Objekten für das Studium der Traumentstellung. Alle Bedürfnisträume Erwachsener pflegen übrigens außer der Befriedigung noch anderes zu enthalten, was rein psychischen Reizquellen entstammt und zu seinem Verständnis der Deutung bedarf. Wir wollen übrigens nicht behaupten, daß die nach infantiler Art gebildeten Wunscherfüllungsträume der Erwachsenen nur als Reaktionen auf die genannten imperativen Bedürfnisse vorkommen. Wir kennen ebensowohl kurze und klare Träume dieser Art unter dem Einfluß gewisser dominierender Situationen, die aus unzweifelhaft psychischen Reizquellen herrühren. So z.  B. die Ungeduldsträume, wenn jemand die Vorbereitungen zu einer Reise, zu einer für ihn bedeutsamen Schaustellung, zu einem Vortrag, Besuch getroffen hat und nun die verfrühte Erfüllung seiner Erwartung träumt, sich also in der Nacht vor dem Erlebnis an seinem Ziel angekommen, im Theater, im Gespräch mit dem Besuchten sieht. Oder, die mit Recht so genannten Bequemlichkeitsträume, wenn jemand, der gerne den Schlaf verlängert, träumt, daß er bereits aufgestanden ist, sich wäscht oder sich in der Schule befindet, während er in Wirklichkeit weiterschläft, also lieber im Traum aufsteht als in Wirklichkeit. Der Wunsch zu schlafen, den wir als regelmäßig an der Traumbildung beteiligt erkannt haben, wird in diesen Träumen laut und zeigt sich in ihnen als der wesentliche Traumbildner. Das Bedürfnis zu schlafen stellt sich mit gutem Recht den anderen großen körperlichen Bedürfnissen zur Seite. Ich zeige Ihnen hier an der Reproduktion eines Schwindschen Bildes aus der Schackgalerie in München, wie richtig der Maler die Entstehung eines Traumes aus einer dominierenden Situation erfaßt hat. Es ist der »Traum eines Gefangenen«, der nichts anderes als seine Befreiung zum Inhalt haben kann. Es ist sehr hübsch, daß die Befreiung durch das Fenster erfolgen soll, denn durch das Fenster ist der Lichtreiz eingedrungen, der dem Schlaf des Gefangenen ein Ende macht. Die übereinanderstehenden Gnomen repräsentieren wohl die eigenen sukzessiven Stellungen, die er beim Emporklettern zur Höhe des Fensters einzunehmen hätte, und irre ich nicht, lege ich dem Künstler dabei nicht zuviel Absichtlichkeit unter, so trägt der oberste der Gnomen, welcher das Gitter durchsägt, also das tut, was der Gefangene selbst möchte, die nämlichen Züge wie er selbst. 80
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Schriften von Sigmund Freud (1856–1939)
Title
Schriften von Sigmund Freud
Subtitle
(1856–1939)
Author
Sigmund Freud
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
21.6 x 28.0 cm
Pages
2789
Keywords
Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
Categories
Geisteswissenschaften
Medizin
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