Page - 1994 - in Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)
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Vorrede zur hebräischen Ausgabe
Keiner der Leser dieses Buches wird sich so leicht in die Gefühlslage des Autors versetzen
können, der die heilige Sprache nicht versteht, der väterlichen Religion – wie jeder anderen –
völlig entfremdet ist, an nationalistischen Idealen nicht teilnehmen kann und doch die
Zugehörigkeit zu seinem Volk nie verleugnet hat, seine Eigenart als jüdisch empfindet und sie
nicht anders wünscht. Fragte man ihn: Was ist an dir noch jüdisch, wenn du alle diese
Gemeinsamkeiten mit deinen Volksgenossen aufgegeben hast?, so würde er antworten: Noch
sehr viel, wahrscheinlich die Hauptsache. Aber dieses Wesentliche könnte er gegenwärtig nicht
in klare Worte fassen. Es wird sicherlich später einmal wissenschaftlicher Einsicht zugänglich
sein.
Für einen solchen Autor ist es also ein Erlebnis ganz besonderer Art, wenn sein Buch in die
hebräische Sprache übertragen und Lesern in die Hand gegeben wird, denen dies historische
Idiom eine lebende »Zunge« bedeutet. Ein Buch überdies, das den Ursprung von Religion und
Sittlichkeit behandelt, aber keinen jüdischen Standpunkt kennt, keine Einschränkung zugunsten
des Judentums macht. Aber der Autor hofft, sich mit seinen Lesern in der Überzeugung zutreffen,
daß die voraussetzungslose Wissenschaft dem Geist des neuen Judentums nicht fremd bleiben
kann.
Wien, im Dezember 1930.
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1994
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Schriften von Sigmund Freud
(1856–1939)
- Title
- Schriften von Sigmund Freud
- Subtitle
- (1856–1939)
- Author
- Sigmund Freud
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 21.6 x 28.0 cm
- Pages
- 2789
- Keywords
- Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
- Categories
- Geisteswissenschaften
- Medizin