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Sexualleben.
[0] Die in der ersten Abhandlung enthaltenen Angaben sind aus den bekannten Publikationen von
v. Krafft-Ebing, Moll, Moebius, Havelock Ellis, v. Schrenck-Notzing, Löwenfeld, Eulenburg,
I. Bloch, M. Hirschfeld und aus den Arbeiten in dem vom letzteren herausgegebenen Jahrbuch
für sexuelle Zwischenstufen geschöpft. Da an diesen Stellen auch die übrige Literatur des
Themas aufgeführt ist, habe ich mir detaillierte Nachweise ersparen können. – Die durch
psychoanalytische Untersuchung Invertierter gewonnenen Einsichten ruhen auf Mitteilungen von
I. Sadger und auf eigener Erfahrung.
[1] Das einzig angemessene Wort der deutschen Sprache »Lust« ist leider vieldeutig und benennt
ebensowohl die Empfindung des Bedürfnisses als die der Befriedigung.
[2] Vergleiche über diese Schwierigkeiten sowie über Versuche, die Verhältniszahl der
Invertierten zu eruieren, die Arbeit von M. Hirschfeld (1904).
[3] Ein solches Sträuben gegen den Zwang zur Inversion könnte die Bedingung der
Beeinflußbarkeit durch Suggestivbehandlung oder Psychoanalyse abgeben.
[4] Es ist von mehreren Seiten mit Recht betont worden, daß die autobiographischen Angaben der
Invertierten über das zeitliche Auftreten der Inversionsneigung unzuverlässig sind, da dieselben
die Beweise für ihr heterosexuelles Empfinden aus ihrem Gedächtnis verdrängt haben könnten. –
Die Psychoanalyse hat diesen Verdacht für die ihr zugänglich gewordenen Fälle von Inversion
bestätigt und deren Anamnese durch die Ausfüllung der Kindheitsamnesie in entscheidender
Weise verändert.
[5] Mit welchen Vorbehalten die Diagnose auf Degeneration zu stellen ist und welch geringe
praktische Bedeutung ihr zukommt, kann man aus den Ausführungen von Moebius (1900)
entnehmen: Ȇberblickt man nun das weite Gebiet der Entartung, auf das hier einige
Schlaglichter geworfen worden sind, so sieht man ohneweiters ein, daß es sehr geringen Wert hat,
Entartung überhaupt zu diagnostizieren.«
[6] Es muß den Wortführern des »Uranismus« zugestanden werden, daß einige der
hervorragendsten Männer, von denen wir überhaupt Kunde haben, Invertierte, vielleicht sogar
absolut Invertierte waren.
[7] In der Auffassung der Inversion sind die pathologischen Gesichtspunkte von
anthropologischen abgelöst worden. Diese Wandlung bleibt das Verdienst von I. Bloch (1902–3),
welcher Autor auch die Tatsache der Inversion bei den alten Kulturvölkern nachdrücklich zur
Geltung gebracht hat.
[8] Vergleiche die letzten ausführlichen Darstellungen des somatischen Hermaphroditismus:
Taruffi (1903) und die Arbeiten von Neugebauer in mehreren Bänden des Jahrbuches für sexuelle
Zwischenstufen.
[9] J. Halban (1903). Siehe dort auch die Literatur des Gegenstandes.
[10] Der erste, der zur Erklärung der Inversion die Bisexualität herangezogen, soll (nach einem
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Schriften von Sigmund Freud
(1856–1939)
- Title
- Schriften von Sigmund Freud
- Subtitle
- (1856–1939)
- Author
- Sigmund Freud
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 21.6 x 28.0 cm
- Pages
- 2789
- Keywords
- Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
- Categories
- Geisteswissenschaften
- Medizin