Page - 2695 - in Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)
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Jahren erfolglos um sie bemüht. An ihm erfüllt sich auch der Fluch; er wird vom Schlag
getroffen, sobald er das Motiv seines unverhofften Liebesglückes erfährt.
[115] Es ist übrigens merkwürdig, ein wie geringes Maß von Aufmerksamkeit der andere Teil des
männlichen Genitales, das Säckchen mit seinen Einschlüssen, beim Kinde auf sich zieht. Aus den
Analysen könnte man nicht erraten, daß noch etwas anderes als der Penis zum Genitale gehört.
[116] Es ist mit Recht darauf hingewiesen worden, daß das Kind die Vorstellung einer
narzißtischen Schädigung durch Körperverlust aus dem Verlieren der Mutterbrust nach dem
Saugen, aus der täglichen Abgabe der Fäzes, ja schon aus der Trennung vom Mutterleib bei der
Geburt gewinnt. Von einem Kastrationskomplex sollte man aber doch erst sprechen, wenn sich
diese Vorstellung eines Verlustes mit dem männlichen Genitale verknüpft hat.
[117] Ferenczi (1923). Ich möchte hinzufügen, daß im Mythos das Genitale der Mutter gemeint
ist. Athene, die das Medusenhaupt an ihrem Panzer trägt, wird eben dadurch das unnahbare
Weib, dessen Anblick jeden Gedanken an sexuelle Annäherung erstickt.
[118] Aus der Analyse einer jungen Frau erfuhr ich, daß sie, die keinen Vater und mehrere
Tanten hatte, bis weit in die Latenzzeit an dem Penis der Mutter und einiger Tanten festhielt.
Eine schwachsinnige Tante aber hielt sie für kastriert, wie sie sich selbst empfand.
[119] Siehe: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie.
[120] ›Der Untergang des Ödipuskomplexes‹.
[121] Siehe: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie.
[122] Hier ist der Anlaß, eine Behauptung zu berichtigen, die ich vor Jahren aufgestellt habe. Ich
meinte, das Sexualinteresse der Kinder werde nicht wie das der Heranreifenden durch den
Geschlechtsunterschied geweckt, sondern entzünde sich an dem Problem, woher die Kinder
kommen. Das trifft also wenigstens für das Mädchen gewiß nicht zu. Beim Knaben wird es wohl
das eine Mal so, das andere Mal anders zugehen können, oder bei beiden Geschlechtern werden
die zufälligen Anlässe des Lebens darüber entscheiden.
[123] Ich habe schon in meiner ersten kritischen Äußerung ›Zur Geschichte der
psychoanalytischen Bewegung‹ (1914 d) erkannt, daß dies der Wahrheitskern der Adlerschen
Lehre ist, die kein Bedenken trägt, die ganze Welt aus diesem einen Punkte
(Organminderwertigkeit – männlicher Protest – Abrücken von der weiblichen Linie) zu erklären,
und sich dabei rühmt, die Sexualität zugunsten des Machtstrebens ihrer Bedeutung beraubt zu
haben! Das einzige »minderwertige« Organ, das ohne Zweideutigkeit diesen Namen verdient,
wäre also die Klitoris. Anderseits hört man, daß Analytiker sich rühmen, trotz jahrzehntelanger
Bemühung nichts von der Existenz eines Kastrationskomplexes wahrgenommen zu haben. Man
muß sich vor der Größe dieser Leistung in Bewunderung beugen, wenn es auch nur eine negative
Leistung, ein Kunststück im Übersehen und Verkennen ist. Die beiden Lehren ergeben ein
interessantes Gegensatzpaar: Hier keine Spur von einem Kastrationskomplex, dort nichts anderes
als Folgen desselben.
[124] ›»Ein Kind wird geschlagen«‹.
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Schriften von Sigmund Freud
(1856–1939)
- Title
- Schriften von Sigmund Freud
- Subtitle
- (1856–1939)
- Author
- Sigmund Freud
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 21.6 x 28.0 cm
- Pages
- 2789
- Keywords
- Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
- Categories
- Geisteswissenschaften
- Medizin