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[26] Solche Verschiebungen werden nicht etwa zum Zwecke dieser einen Erklärung
angenommen, sondern ergeben sich für eine große Reihe von Symptomen als unabweisbare
Forderung. Ich habe seither von einer früher zärtlich verliebten Braut, die sich wegen plötzlicher
Erkaltung gegen ihren Verlobten, die unter schwerer Verstimmung eintrat, an mich wendete,
denselben Schreckeffekt einer Umarmung (ohne Kuß) vernommen. Hier gelang die
Zurückführung des Schrecks auf die wahrgenommene, aber fürs Bewußtsein beseitigte Erektion
des Mannes ohne weitere Schwierigkeit.
[27] Vgl. den zweiten Traum.
[28] Hier wie an allen ähnlichen Stellen mache man sich nicht auf einfache, sondern auf
mehrfache Begründung, auf Überdeterminierung gefaßt.
[29] An all diesen Erörterungen ist viel Typisches und für Hysterie allgemein Gültiges. Das
Thema der Erektion löst einige der interessantesten unter den hysterischen Symptomen. Die
weibliche Aufmerksamkeit für die durch die Kleider wahrnehmbaren Umrisse der männlichen
Genitalien wird nach ihrer Verdrängung zum Motiv so vieler Fälle von Menschenscheu und
Gesellschaftsangst. Die breite Verbindung zwischen dem Sexuellen und dem Exkrementellen,
deren pathogene Bedeutung wohl nicht groß genug veranschlagt werden kann, dient einer
überaus reichlichen Anzahl von hysterischen Phobien zur Grundlage.
[30] Dies die Anknüpfung für ihre eigene Selbstmordkomödie, die also etwa die Sehnsucht nach
einer ähnlichen Liebe ausdrückt.
[31] Diese Gouvernante, die alle Bücher über Geschlechtsleben u. dgl. las und mit dem Mädchen
darüber sprach, sie aber freimütig bat, alles darauf Bezügliche vor den Eltern geheimzuhalten,
weil man ja nicht wissen könne, auf welchen Standpunkt die sich stellen würden – in diesem
Mädchen suchte ich eine Zeitlang die Quelle für all die geheime Kenntnis Doras, und ich ging
vielleicht nicht völlig irre.
[32] Vgl. den zweiten Traum.
[33] Hier erhebt sich die Frage: Wenn Dora Herrn K. geliebt, wie begründet sich ihre Abweisung
in der Szene am See oder wenigstens die brutale, auf Erbitterung deutende Form dieser
Abweisung? Wie konnte ein verliebtes Mädchen in der – wie wir später hören werden –
keineswegs plump oder anstößig vorgebrachten Werbung eine Beleidigung sehen?
[34] Ein alltägliches Vorkommnis zwischen Schwestern.
[35] Welchen weiteren Schluß ich aus den Magenschmerzen zog, wird später zur Sprache
kommen.
[36] Hier ist nicht alles richtig. Der Satz, daß die Krankheitsmotive zu Anfang der Krankheit
nicht vorhanden sind und erst sekundär hinzutreten, ist nicht aufrechtzuhalten. Auf nächster Seite
werden denn auch bereits Motive zum Kranksein erwähnt, die vor dem Ausbruch der Krankheit
bestehen und an diesem Ausbruch mitschuldig sind. Ich habe später dem Sachverhalt besser
Rechnung getragen, indem ich die Unterscheidung zwischen primärem und sekundärem
Krankheitsgewinn einführte. Das Motiv zum Kranksein ist ja allemal die Absicht eines
Gewinnes. Für den sekundären Krankheitsgewinn trifft zu, was in den weiteren Sätzen dieses
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Schriften von Sigmund Freud
(1856–1939)
- Title
- Schriften von Sigmund Freud
- Subtitle
- (1856–1939)
- Author
- Sigmund Freud
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 21.6 x 28.0 cm
- Pages
- 2789
- Keywords
- Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
- Categories
- Geisteswissenschaften
- Medizin