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[63] In ganz ähnlicher Weise wird der Beweis der infantilen Masturbation auch in anderen Fällen
hergestellt. Das Material dafür ist meist ähnlicher Natur: Hinweise auf fluor albus, Bettnässen,
Handzeremoniell (Waschzwang) u.
dgl. Ob die Gewöhnung von einer Warteperson entdeckt
worden ist oder nicht, ob ein Abgewöhnungskampf oder ein plötzlicher Umschwung diese
Sexualbetätigung zum Ende geführt hat, läßt sich aus der Symptomatik des Falles jedesmal mit
Sicherheit erraten. Bei Dora war die Masturbation unentdeckt geblieben und hatte mit einem
Schlage ein Ende gefunden (Geheimnis, Angst vor Ärzten – Ersatz durch Dyspnoe). Die Kranken
bestreiten zwar regelmäßig die Beweiskraft dieser Indizien und dies selbst dann, wenn die
Erinnerung an den Katarrh oder an die Verwarnung der Mutter (»das mache dumm; es sei giftig«)
in bewußter Erinnerung geblieben ist. Aber einige Zeit nachher stellt sich auch die so lange
verdrängte Erinnerung an dieses Stück des kindlichen Sexuallebens mit Sicherheit, und zwar bei
allen Fällen, ein. – Bei einer Patientin mit Zwangsvorstellungen, welche direkte Abkömmlinge
der infantilen Masturbation waren, erwiesen sich die Züge des sich Verbietens, Bestrafens, wenn
sie dies eine getan habe, dürfe sie das andere nicht, das Nicht-gestört-werden-Dürfen, das
Pausen-Einschieben zwischen einer Verrichtung (mit den Händen) und einer nächsten, das
Händewaschen usw. als unverändert erhaltene Stücke der Abgewöhnungsarbeit ihrer
Pflegeperson. Die Warnung: »Pfui, das ist giftig!« war das einzige, was dem Gedächtnisse immer
erhalten geblieben war. Vgl. hierzu noch meine Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie, (1905 d).
[64] Mit der Angewöhnung der Masturbation muß der Bruder in irgendwelcher Verbindung sein,
denn in diesem Zusammenhang erzählte sie mit dem Nachdrucke, der eine »Deckerinnerung«
verrät, daß der Bruder ihr regelmäßig alle Ansteckungen zugetragen, die er selbst leicht, sie aber
schwer durchgemacht. Der Bruder wird auch im Traume vor dem »Zugrundegehen« behütet; er
hat selbst an Bettnässen gelitten, aber noch vor der Schwester damit aufgehört. In gewissem
Sinne war es auch eine »Deckerinnerung«, wenn sie aussprach, bis zu der ersten Krankheit habe
sie mit dem Bruder Schritt halten können, von da an sei sie im Lernen gegen ihn
zurückgeblieben. Als wäre sie bis dahin ein Bub gewesen, dann erst mädchenhaft geworden. Sie
war wirklich ein wildes Ding, vom »Asthma« an wurde sie still und sittig. Diese Erkrankung
bildete bei ihr die Grenze zwischen zwei Phasen des Geschlechtslebens, von denen die erste
männlichen, die spätere weiblichen Charakter hatte.
[65] Die nämliche Rolle spielte das Wort bei dem 14jährigen Mädchen, dessen
Krankengeschichte ich auf S. 102–3, Anm., in einige Zeilen zusammengedrängt habe. Ich hatte
das Kind mit einer intelligenten Dame, die mir die Dienste einer Wärterin leistete, in einer
Pension installiert. Die Dame berichtete mir, daß die kleine Patientin ihre Gegenwart beim
Zubettegehen nicht dulde und daß sie im Bette auffällig huste, wovon tagsüber nichts zu hören
war. Der Kleinen fiel, als sie über diese Symptome befragt wurde, nur ein, daß ihre Großmutter
so huste, von der man sage, sie habe einen Katarrh. Es war dann klar, daß auch sie einen Katarrh
habe und daß sie bei der abends vorgenommenen Reinigung nicht bemerkt werden wolle. Der
Katarrh, der mittels dieses Wortes von unten nach oben geschoben worden war, zeigte sogar eine
nicht gewöhnliche Intensität.
[66] Dies bezieht sich auf die Analyse des dort zum Muster genommenen Traumes.
[67] Hierzu der wichtige Nachtrag: Auf einem der Plätze sehe ich ein Monument.
[68] Dazu der Nachtrag: Bei diesem Worte stand ein Fragezeichen: willst?
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Schriften von Sigmund Freud
(1856–1939)
- Title
- Schriften von Sigmund Freud
- Subtitle
- (1856–1939)
- Author
- Sigmund Freud
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 21.6 x 28.0 cm
- Pages
- 2789
- Keywords
- Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
- Categories
- Geisteswissenschaften
- Medizin