Page - 2709 - in Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)
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Zwang, Paranoia und Perversion.
[1] Vgl. Löwenfeld (1904).
[2] Vgl. Freud: Die Traumdeutung (1900 a).
[3] Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie, II (1905 d), Studienausgabe, Bd. 5, S. 92
f.
[4] Da gerade die Bemerkungen über die Analerotik des Säuglings in den Drei Abhandlungen zur
Sexualtheorie bei unverständigen Lesern besonderen Anstoß erregt haben, gestatte ich mir an
dieser Stelle die Einschaltung einer Beobachtung, die ich einem sehr intelligenten Patienten
verdanke: »Ein Bekannter, der die Abhandlung über ›Sexualtheorie‹ gelesen hat, spricht über das
Buch, erkennt es vollkommen an, nur eine Stelle darin sei ihm – obwohl er auch diese inhaltlich
natürlich billige und begreife – so grotesk und komisch vorgekommen, daß er sich hingesetzt und
eine Viertelstunde darüber gelacht habe. Diese Stelle lautet: ›Es ist eines der besten Vorzeichen
späterer Absonderlichkeit oder Nervosität, wenn ein Säugling sich hartnäckig weigert, den Darm
zu entleeren, wenn er auf den Topf gesetzt wird, also wenn es dem Pfleger beliebt, sondern diese
Funktion seinem eigenen Belieben vorbehält. Es kommt ihm natürlich nicht darauf an, sein Lager
schmutzig zu machen; er sorgt nur, daß ihm der Lustnebengewinn bei der Defäkation nicht
entgehe.‹ Die Vorstellung dieses auf dem Topfe sitzenden Säuglings, der überlege, ob er sich eine
derartige Einschränkung seiner persönlichen Willensfreiheit gefallen lassen solle, und der
außerdem sorge, daß ihm der Lustgewinn bei der Defäkation nicht entgehe, habe seine ausgiebige
Heiterkeit erregt. – Etwa zwanzig Minuten später, bei der Jause, beginnt mein Bekannter
plötzlich gänzlich unvermittelt: ›Du, mir fällt da gerade, weil ich den Kakao vor mir sehe, eine
Idee ein, die ich als Kind immer gehabt habe. Da habe ich mir immer vorgestellt, ich bin der
Kakaofabrikant Van Houten‹ (er sprach ›Van Hauten‹ aus), ›und ich habe ein großartiges
Geheimnis zur Bereitung dieses Kakaos, und nun bemühen sich alle Leute, mir dieses
weltbeglückende Geheimnis zu entreißen, das ich sorgsam hüte. Warum ich gerade auf Van
Houten verfallen bin, weiß ich nicht. Wahrscheinlich hat mir seine Reklame am meisten
imponiert.‹ Lachend, und ohne noch eigentlich so recht eine tiefere Absicht damit zu verbinden,
meinte ich: ›Wann haut’n die Mutter?!‹ Erst eine Weile später erkannte ich, daß mein Wortwitz
tatsächlich den Schlüssel zu dieser ganzen, plötzlich aufgetauchten Kindheitserinnerung enthielt,
die ich nun als glänzendes Beispiel einer Deckphantasie begriff, welche unter Beibehaltung des
eigentlich Tatsächlichen (Nahrungsprozeß) und auf Grund phonetischer Assoziationen (› Kakao‹,
› Wann haut’n –‹) das Schuldbewußtsein durch eine komplette Umwertung des
Erinnerungsinhaltes beruhigt. (Verlegung von rückwärts nach vorne, Nahrungsabgabe wird zur
Nahrungsaufnahme, der beschämende und zu verdeckende Inhalt zum weltbeglückenden
Geheimnisse.) Interessant war mir, wie hier auf eine Abwehr hin, die freilich die mildere Form
formaler Beanstandung annahm, dem Betreffenden ohne seinen Willen eine Viertelstunde später
der schlagendste Beweis aus dem eigenen Unbewußten heraufgereicht wurde.«
[5] Vgl. die hysterische Besessenheit und die dämonischen Epidemien.
[6] Jeremias, Das Alte Testament im Lichte des alten Orients, 2. Aufl., 1906, S. 216, und
Babylonisches im Neuen Testament, 1905, S. 96, » Mamon (Mammon) ist babylonisch man-man,
ein Beiname Nergals, des Gottes der Unterwelt. Das Gold ist nach orientalischem Mythus, der in
die Sagen und Märchen der Völker übergegangen ist, Dreck der Hölle; siehe Monotheistische
Strömungen innerhalb der babylonischen Religion, S. 16, Anm. 1.«
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Schriften von Sigmund Freud
(1856–1939)
- Title
- Schriften von Sigmund Freud
- Subtitle
- (1856–1939)
- Author
- Sigmund Freud
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 21.6 x 28.0 cm
- Pages
- 2789
- Keywords
- Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
- Categories
- Geisteswissenschaften
- Medizin