Page - 2753 - in Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)
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[101] Totem und Tabu (1912–13).
[102] Insbesondere bei E. Jones, Susan Isaacs, Melanie Klein; wie ich verstehe, aber auch bei
Reik und Alexander.
[103] Wir sagen heute: Beweggründe.
[104] Jung (1912 und 1913).
[105] Frazer (1910, Bd. 1, 53): »The totem bond is stronger than the bond of blood or family in
the modern sense.«
[106] Dieser knappste Extrakt des totemistischen Systems kann nicht ohne Erläuterungen und
Einschränkungen bleiben: Der Name Totem ist in der Form Totam 1791 durch den Engländer
J. Long von den Rothäuten Nordamerikas übernommen worden. Der Gegenstand selbst hat
allmählich in der Wissenschaft großes Interesse gefunden und eine reichhaltige Literatur
hervorgerufen, aus welcher ich als Hauptwerke das vierbändige Buch von J. G. Frazer, Totemism
and Exogamy, 1910, und Bücher und Schriften von Andrew Lang (The Secret of the Totem,
1905) hervorhebe. Das Verdienst, die Bedeutung des Totemismus für die Urgeschichte der
Menschheit erkannt zu haben, gebührt dem Schotten J. Ferguson McLennan (1869/70).
Totemistische Institutionen wurden oder werden heute noch außer bei den Australiern bei den
Indianern Nordamerikas beobachtet, ferner bei den Völkern der ozeanischen Inselwelt, in
Ostindien und in einem großen Teil von Afrika. Manche sonst schwer zu deutende Spuren und
Überbleibsel lassen aber erschließen, daß der Totemismus einst auch bei den arischen und
semitischen Urvölkern Europas und Asiens bestanden hat, so daß viele Forscher geneigt sind,
eine notwendige und überall durchschrittene Phase der menschlichen Entwicklung in ihm zu
erkennen.
Wie kamen die vorzeitlichen Menschen nur dazu, sich einen Totem beizulegen, d. h. die
Abstammung von dem oder jenem Tier zur Grundlage ihrer sozialen Verpflichtungen und, wie
wir hören werden, auch ihrer sexuellen Beschränkungen zu machen? Es gibt darüber zahlreiche
Theorien, deren Übersicht der deutsche Leser in Wundts Völkerpsychologie (1906) finden kann,
aber keine Einigung. Ich verspreche, das Problem des Totemismus demnächst zum Gegenstand
einer besonderen Studie zu machen, in welcher dessen Lösung durch Anwendung
psychoanalytischer Denkweise versucht werden soll. (Vgl. die vierte Abhandlung dieses Bandes.)
Aber nicht nur, daß die Theorie des Totemismus strittig ist, auch die Tatsachen desselben sind
kaum in allgemeinen Sätzen auszusprechen, wie oben versucht wurde. Es gibt kaum eine
Behauptung, zu welcher man nicht Ausnahmen oder Widersprüche hinzufügen müßte. Man darf
aber nicht vergessen, daß auch die primitivsten und konservativsten Volker in gewissem Sinne
alte Völker sind und eine lange Zeit hinter sich haben, in welcher das Ursprüngliche bei ihnen
viel Entwicklung und Entstellung erfahren hat. So findet man den Totemismus heute bei den
Völkern, die ihn noch zeigen, in den mannigfaltigsten Stadien des Verfalles, der Abbröcklung,
des Überganges zu anderen sozialen und religiösen Institutionen, oder aber in stationären
Ausgestaltungen, die sich weit genug von seinem ursprünglichen Wesen entfernt haben mögen.
Die Schwierigkeit liegt dann darin, daß es nicht ganz leicht ist zu entscheiden, was an den
aktuellen Verhältnissen als getreues Abbild der sinnvollen Vergangenheit, was als sekundäre
Entstellung derselben gefaßt werden darf.
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Schriften von Sigmund Freud
(1856–1939)
- Title
- Schriften von Sigmund Freud
- Subtitle
- (1856–1939)
- Author
- Sigmund Freud
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 21.6 x 28.0 cm
- Pages
- 2789
- Keywords
- Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
- Categories
- Geisteswissenschaften
- Medizin