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wichtigen Beitrag zur Wahrnehmung des Klimawandels als Friedensrisiko. Die G20,
die zeitweise bereits als globales Steuerungsgremium beschrieben wurden, bearbeiten
den Klimawandel, ohne direkten Bezug auf die internationale Sicherheit, dauerhaft im
Rahmen der jährlichen Gipfel. Deutschland sollte jede Gelegenheit, auch die der infor-
mellen Diplomatie, nutzen, um die friedenspolitische Bedeutung des Klimawandels in
den Fokus zu rücken. Regelmäßig stattfindende Gipfel nehmen eine wichtige Stellung
ein zwischen hochrangigen Konferenzformaten wie der Berlin Climate Security Con-
ference und den Mechanismen internationaler Organisationen. F
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friedensgutachten / 2020
SCHLUSSFOLGERUNGEN
Die massiv erhöhte Konzentration von klimaschädlichen Gasen in der Atmosphäre hat
bereits jetzt negative Folgen für Lebensräume und Existenzbedingungen von Menschen,
Tieren und Pflanzen. Diese Gefahren werden voraussichtlich selbst dann zunehmen, wenn
es gelingt, die globale Erwärmung langfristig auf 1,5° Celsius zu begrenzen. Es ist daher zu
befürchten, dass auch die Folgen für Sicherheit und Frieden gravierend sein werden. Weder
Kriege noch Terrorismus oder andere Sicherheitsgefährdungen stehen jedoch in automa-
tischer Verbindung zu Veränderungen in der Umwelt. Der politische und gesellschaftliche
Spielraum ist groß, negative Folgen für den Frieden zu verhindern. Diese Spielräume gilt es
genauer auszuloten und mit Strategien und Maßnahmen in verschiedenen Politikfeldern in
möglichst abgestimmter Weise zu nutzen.
Kontraproduktiv wäre, auf Konfrontation und Gewaltanwendung zu setzen statt auf Stär-
kung von Zusammenarbeit, Konfliktprävention und -management. Damit werden die Spiel-
räume für einen kooperativen Umgang mit den Folgen des Klimawandels verkleinert und
die Grundlagen für ein gemeinsames Vorgehen auf nationaler und internationaler Ebene zur
Verminderung des Klimawandels erschwert.
Die Rede von „Klimakriegen“ ist inhaltlich falsch und aufgrund der möglichen politischen
Folgewirkungen gefährlich. Wissenschaftlicher Konsens ist, dass die bisherigen Auswirkun-
gen des Klimawandels auf das Kriegsgeschehen in der Welt sehr begrenzt sind. Klimawandel
ist ein Stressfaktor neben anderen wie Wirtschaftskrisen oder Epidemien. Dies gilt insbe-
sondere in Regionen, in denen bereits jetzt Lebensbedingungen schlecht und institutionelle
Strukturen fragil sind. Dieser Stress wird voraussichtlich deutlich zunehmen. Anpassungs-
maßnahmen an den graduellen Klimawandel sowie Vorbeugung von Katastrophen sind
sinnvoll, um die Risiken des Klimawandels zu vermindern. Die Auswirkungen des Klimawan-
dels lassen sich darüber hinaus lokal und regional am besten abmildern, indem allgemein
die Lebensbedingungen verbessert und Institutionen, die den Menschen dienen, gestärkt
werden. Das erhöht die menschliche Sicherheit, hilft aber auch, die Eskalation von Konflik-
ten und insbesondere die Anwendung kollektiver Gewalt zu begrenzen.
Friedensgutachten 2020
Im Schatten der Pandemie: letzte Chance für Europa
- Title
- Friedensgutachten 2020
- Subtitle
- Im Schatten der Pandemie: letzte Chance für Europa
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5381-0
- Size
- 21.0 x 28.5 cm
- Pages
- 162
- Keywords
- Frieden, Bewaffnete Konflikte, Sicherheit, Internationale Politik, Entwicklungszusammenarbeit, Krieg, Gewalt, Politik, Konfliktforschung, Globalisierung, Politikwissenschaft
- Category
- Recht und Politik