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2018 verzeichnete UCDP (→ UCDP 2019c) insgesamt 52 aktive bewaffnete Konflikte
unter Beteiligung mindestens eines staatlichen Akteurs → 7 /49 (Trendlinien inner-
staatliche Konflikte und zwischenstaatliche Konflikte). Mit einem Anstieg um zwei
Konflikte gegenüber dem Vorjahr (2017: 50 Konflikte) blieb die Zahl dieser Konflikte
auf einem unverändert hohen Niveau.
18 der 50 innerstaatlichen Konflikte sind dadurch geprägt, dass mindestens ein Dritt-
staat militärisch interveniert. Aktivster Akteur in diesem Sinne bleibt die USA, die ihr
militärisches Engagement in sieben innerstaatlichen Konflikten zwar teilweise (Afg-
hanistan, Irak, Syrien) reduziert, aber grundsätzlich aufrechterhalten hat. Inwieweit
das Friedensabkommen zwischen den USA und den Taliban zu einem schnellen
Abzug amerikanischer Streitkräfte und zu einem Rückgang der Gewalt in Afghanistan
führt, bleibt abzuwarten. Wie in 2017 waren die USA damit aktiv in mehr Bürgerkriege
involviert als jeder andere Staat. Afghanistan gilt nach wie vor als Beispiel dafür, dass
die Internationalisierung innerstaatlicher Konflikte diese intensiviert und verlängert.
In jüngerer Zeit ist die Unterstützung nichtstaatlicher Konfliktparteien durch Dritt-
staaten zu beobachten – dies vor allem dann, wenn die Ausbreitung transnationaler
Gewaltakteure wie Al Kaida oder der Islamische Staat bekämpft werden soll. Wur-
den 2015 sieben von damals 67 nichtstaatlichen Konflikten unterstützt, sind es 2018
drei der 73 nichtstaatlichen Konflikte. Zu nennen ist hier vor allem der langjährige
Kampf des von den Kurden angeführten Bündnis der Syrian Democratic Forces gegen
den IS, der allein in den vergangenen vier Jahren fast 19.000 Kriegstote gefordert hat
– mehr als jeder andere von UCDP erfasste nichtstaatliche Konflikt (→ Pettersson et
al. 2019).
Zwischenstaatliche Gewaltkonflikte → 7 /49 (Trendlinie zwischenstaatliche Konflikte)
bleiben mit zwei Konflikten auch 2019/2020 die Ausnahme. Die gewaltsame Ausein-
andersetzung zwischen den Nuklearmächten Indien und Pakistan um den strittigen
Grenzverlauf sowie um Kaschmir ist weiterhin akut. Erstmalig kam es auch zwischen
Israel und dem Iran zu militärischen Auseinandersetzungen.
Erneut ist Afrika die Region, in der mit 67 Konflikten im Jahr 2018 etwas mehr als die
Hälfte aller aktiven Konflikte stattgefunden haben. Alle anderen Regionen → 9 /52
erfahren in der Summe nur geringfügige Änderungen (Europa 2018: zwei Konflikte).
Der Nahe und Mittlere Osten, immer noch die Region mit den höchsten Opferzahlen,
verzeichnet einen leichten Rückgang von 29 Konflikten 2017 auf 26 im Jahr 2018.
Anders verläuft der Trend in der Region Amerika, die 2018 gegenüber dem Vorjahr
einen Anstieg um drei auf nun 15 Konflikte verzeichnete.
Entgegen dem konstant hohen Niveau an Gewaltkonflikten setzt sich der Rückgang
der gefechtsbedingten Todesopfer → 7 /49, → 10 /53 im nunmehr fünften Jahr in Folge
fort (2014: 131.000 Opfer; 2015: 118.000 Opfer; 2016: 102.000 Opfer; 2017: 90.000)
(→ Pettersson/Eck 2018, Allanson et al. 2017, Melander et al. 2016). Mit fast 76.000 Internationalisierung
verlängert innerstaat-
liche Konflikte
Mehr als die Hälfte
der Konflikte werden
in Afrika geführt
friedensgutachten / 2020
Friedensgutachten 2020
Im Schatten der Pandemie: letzte Chance für Europa
- Title
- Friedensgutachten 2020
- Subtitle
- Im Schatten der Pandemie: letzte Chance für Europa
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5381-0
- Size
- 21.0 x 28.5 cm
- Pages
- 162
- Keywords
- Frieden, Bewaffnete Konflikte, Sicherheit, Internationale Politik, Entwicklungszusammenarbeit, Krieg, Gewalt, Politik, Konfliktforschung, Globalisierung, Politikwissenschaft
- Category
- Recht und Politik