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Frühe Brücken
eher unwahrscheinlich. Balgflöße wurden wohl eher
auf Binnenseen bei wenig Wind oder an Ausgleichs-
küsten am Meer oder auf langsam fließenden Flüssen
eingesetzt.
Vielleicht kamen die ersten auf Kreta eintreffenden Men-
schen vom griechischen Festland auf die Insel oder
sogar von Nordafrika aus der Kyrenaika. Vom Pele-
ponnes aus hatten die frühen Seefahrer zunächst eine
Sichtverbindung zu den vorgelagerten Inseln nordwest-
lich von Kreta. Die Distanzen lagen maximal um 32 km.
Von den Bergen auf den Zwischeninseln mit mehr als
300 m Höhe gab es jeweils eine Sichtverbindung zur
nächsten Insel. So war am Ende auch Kreta ein kon-
kretes Ziel.
Von Nordafrika aus hatte man hingegen trotz einer
Randgebirgshöhe von etwa 400 m in der Kyrenaika
und einer Gebirgshöhe auf Kreta von mehr als 1000 m
an der Südküste bei einer Entfernung von 288 km keine
Chance einer Sichtverbindung. Sollten die ersten Kreta-
Besucher also von Nordafrika aus gekommen sein,
so könnte es sich um eine unbeabsichtigte Verschla-
gung von Fischern aus der Kyrenaika gehandelt haben.
Jedenfalls muss es sich aber gegebenenfalls um eine
gemischtgeschlechtliche Gruppe gehandelt haben, da
die Besiedlung der Insel wohl länger andauerte. Der
Fundort Plakias auf Kreta liegt auf der Nordafrika zu-
gewandten Seite, wodurch die Nordafrikahypothese
unterstützt wird.
Die sehr frühe Besiedlung Kretas beweist aber jeden-
falls, dass die Schifffahrt eine wesentlich weiter in die
Vergangenheit zurückreichende geschichtliche Ver-
gangenheit und Entwicklung hinter sich haben muss, als
sich die meisten Experten bislang vorstellen konnten. So
war wohl auch die frühe Überwindung der Meerenge
beim südlichen Ausgang des Roten Meeres zwischen
dem heutigen Djibouti und dem heutigen Jemen keine
Frage des “Ob“, sondern nur des “Wann“, “Womit“ und
“Von Wem“.
Natürlich erst viel später zur Zeit des Königreichs der
Königin von Saba reichte auch ihr Reich weit nach Afri-
ka bis hinauf ins Hochland von Äthiopien – ähnlich, wie
das Himiarithische und auch das Aksumitische Reich in
weiterer Folge. In Äthiopien findet sich auch der best-
erhaltene altsabäische Tempel in Yeha in der Provinz Tigray nahe der nördlichen Grenze zu Eritrea. 2008
legte man etwas südlich von Wukro, ebenfalls in Tig-
ray gelegen, in den Resten eines altsabäischen Tempels
einen sehr gut erhaltenen Altar in Form eines Tempel-
modells aus Marmor mit rundumlaufender Inschrift aus
der Zeit um 700 v. Chr. frei (Hohmann 2019:63-65),
der eine unglaubliche Ähnlichkeit mit derartigen Mo-
dellen in Marib im Jemen hat. Die Meerenge war offen-
bar nur für die ersten sehr frühen Menschen und da nur
für wohl recht kurze Zeit eine wirkliche Barriere.
Die Probleme, denen sich der frühe Mensch in vergleich-
baren Klimazonen gegenüber sah, waren rund um den
Globus ähnlich. Man könnte daher vermuten, dass er
unabhängig von technischem Wissenstransfer immer
wieder unabhängig voneinander zu ähnlichen Lösun-
gen fand. Allerdings, wenn die Lösung bis ins Detail
übereinstimmt, darf man vielleicht doch vermuten, dass
es einen echten Techniktransfer gegeben hat. Um die
Dinge gut vergleichen zu können, ist es also wichtig,
auch bei den Brücken die unterschiedlichen Brücken-
typen und ihre Konstruktionsweisen möglichst genau zu
untersuchen, zu besprechen und zu dokumentieren.
Sobald der Mensch über einfache Flöße aus Holz oder
über Balgflöße und später über widerstandsfähigere
Boote verfügte, konnte er Wassergrenzen überwinden.
Flüsse boten zudem die Möglichkeit, schwere Trans-
porte auf dem Wasser leichter durchzuführen. Frühe
Siedlungen dürften daher und auch wegen des hier
verfügbaren Wassers als Trinkwasser bevorzugt an
Flussläufen entstanden sein. In flachen Schwemm-
ebenen konnten Siedlungen auch zum Schutz mit einem
Wassergraben umgeben und so gegen feindliche An-
griffe besser gesichert werden. Hier war Wasser nicht
nur Grenze, sondern auch Ressource und zugleich die
Chance als Handelsweg, den man über Land oftmals
erst mühsam durch Busch- oder Hochwälder schla-
gen und freihalten musste, sowie auch die Möglichkeit,
damit eine effektive Wehranlage zu errichten.
In topographisch bewegten Zonen waren aber auch
abgeflachte Bergkuppen für die Anlage befestigter
Siedlungen günstig, da ein Kampf von oben nach unten
gewöhnlich vorteilhafter, als ein Kampf von unten nach
oben, ist. Daher haben manche Völker bevorzugt ihre
Siedlungen auf Bergkuppen angelegt. Beispielsweise
die Kelten haben in zahlreichen Fällen ihre Wohnbauten
Frühe Brücken
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Title
- Frühe Brücken
- Subtitle
- Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Author
- Hasso Hohmann
- Publisher
- Technische Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-833-2
- Size
- 20.0 x 27.0 cm
- Pages
- 306
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen