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hängeBrücken in der neuen Welt
Brücken als Bestandteile vorkolumbischer
Straßennetze in Amerika
In Nordamerika gab es spätestens Anfang des 2.Jt. v.
Chr. zumindest im Süden der Vereinigten Staaten von
Amerika eine archäologische Zone mit der heutigen
Bezeichnung Poverty Point am Bayou Macon Fluss
im Nordosten Lousianas, die planmäßig mit konzentri-
schen und radialen Erschließungswegen und mit einer
effektiven Wehranlage ausgestattet war. Im Umraum
fand man geradlinig angelegte Dammstraßen, die zu
weiteren Siedlungen dieser Zeit führten.
In Mesoamerika wurden bei den Maya im Peten in Gu-
atemala an der Grenze zu Mexiko geradlinige Straßen
in und um El Mirador aus der Zeit des gesamten 1. Jt.
v. Chr. gefunden. Auch in und um die archäologische
Zone von Aguada Fénix im mexikanischen Bundesstaat
Tabasco fand man 2017 ein riesiges von Straßen durch-
zogenes Zentrum. Auf diesen Ort führten offenbar da-
mals bereits geradlinig angelegte Straßen zu. Der An-
fang des Zentrums konnte mit etwa 1500 v. Chr. ins 2.
Jt. v.Chr. datiert werden.
Zur Zeit der Maya-Klassik im 1. Jt. n. Chr. gab es dann
bei den Maya ein sehr dichtes Straßennetz, bei dem die
sogenannten Sacbeoob, meist geradlinig angelegte
Straßen auf Dämmen, geführt wurden, die oft mit einer
Rollierung als Unterbau und einem harten Stuckmaterial
an der Oberfläche solide konstruiert waren.
Eiszeit und damit die Eisbrücke über die Beringstraße.
Die Erfindung und Entwicklung von Hängebrücken dürf-
te daher vor 8000 v.Chr. in Asien gemacht worden sein.
Natürlich hätten auch spätere Einwanderer die Idee per
Boot nach Amerika bringen können. Die großen Ein-
wanderungswellen fanden aber wohl vor dieser Zeit
einer direkten Verbindung statt.
Auf Grund der konstruktiven Ähnlichkeit der Hänge-
brücken in Asien und in ganz Amerika dürfte die Er-
findung dieses Brückentyps noch weiter zurück liegen.
Auf Grund der Notwendigkeit von Brücken gerade im
Himalaya und den angrenzenden Gebieten über die
oft tief eingeschnittenen Schluchten darf man aber ver-
muten, dass solche Hängebrücken noch viel früher ent-
wickelt wurden. In Südamerika gab es ebenfalls schon sehr früh zahl-
reiche Straßen. Schon die Chavin-Kultur hatte in Vor-
christlicher Zeit ein großes Verbreitungsgebiet. Die
Moche und die Nasca hatten ausgedehnte Städte,
die durch Straßen zusammengeschlossen waren. Am
Ende bauten die Inka dieses Straßennetz noch weiter
aus, schlossen die Netzwerke besser zusammen und
perfektionierten das Kommunikationsnetz. Viele dieser
Straßen waren Dammstraßen – vor allem dann, wenn
sie durch von Überflutungen bedrohte Zonen angelegt
wurden. Wo es möglich war, wurden die Straßen mit
Steinplatten befestigt. In den Sandwüsten wurden sie
gegen Sandverwehungen mit zum Teil hohen flankie-
renden Mauern ausgestattet.
Im Inka Reich wurde das weit gespannte Netz der
Dammstraßen “Qhapaq Ñan“ genannt. Hier konnten
Stafetten-Läufer mit dem Hilfsmittel der Quipus auch
komplexe Informationen sehr schnell transportieren.
Da die Straßen auf Befahrbarkeit keine Rücksicht zu
nehmen hatten, konnten in diese auch steile Treppen-
abschnitte, schmale Tunnels und auch enge schwanken-
de Hängebrücken eingebaut werden. Niemand kennt
alle Inka-zeitlichen Straßen und daher ist es auch kaum
möglich, die Länge des gesamten Straßennetzes der
Inka zu beziffern.
Es werden daher auch immer wieder neue An-
gaben hierzu gemacht. Zur Zeit werden 30.000 bis
40.000 km kolportiert. Mitunter führt auch heute noch
die Verfolgung neu entdeckter, wo möglich gerad-
liniger, überwachsener Inkastraßen zu noch nicht be-
kannten archäologischen Orten, die auf diese Weise
entdeckt werden. Jedenfalls handelt es sich um ein sehr
ausgedehntes Verkehrsnetz von vielen Zehntausenden
von Kilometern Länge, über das Truppenbewegungen
erfolgen, Nahrungsmittel und andere Handelsgüter
sowie Tributzahlungen in Naturalien transportiert und
Informationen sehr schnell und effektiv verbreitet wer-
den konnten.
Die präkolumbischen “Straßen“ unterscheiden sich
grundlegend von Straßen in der Alten Welt. Das liegt
daran, dass es in der Neuen Welt keine Fahrzeuge gab
und dies wieder lag offenbar daran, dass es keine Zug-
tiere gab. Im Gegensatz zu vielen Falschmeldungen
war das Prinzip des Rades und auch die Funktions-
weise eines Fahrzeuges bekannt. Archäologen fanden
Frühe Brücken
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Title
- Frühe Brücken
- Subtitle
- Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Author
- Hasso Hohmann
- Publisher
- Technische Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-833-2
- Size
- 20.0 x 27.0 cm
- Pages
- 306
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen