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Frühe Brücken - Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
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44 Frühe Brücken Q’eswachaka Brücke über den Apurimac in Peru 2002 besuchte der Autor die Q’eswachaka Brücke über den Apurimac in Begleitung von Adele Drexler. Die Brücke wurde mit einem in Combapata gemieteten geländegängigen Taxi auf eher schlechten Schotter- straßen erreicht. Zu dieser Zeit war die Brücke noch nicht sehr bekannt. Erst 2009 wurde sie von Peru zum Nationalen Kulturerbe ausgerufen und schon dadurch bekannt. 2013 erhielt die Brücke dann auch den Sta- tus eines immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO und kam auf die UNESCO-Liste. Das war danach eine Empfehlung an alle internationalen Touristikmanager und so ist die Brücke heute bereits fast jedem Schul- kind als etwas Besonderes bekannt und sie dürfte viel- leicht inzwischen auch die letzte Brücke aus diesem sehr schnell vergänglichen Ichu-Gras, die noch perio- disch erneuert wird, in ganz Peru sein. Sie wird heute alljährlich vollständig ausgetauscht, weil das Material sehr schnell an Lastaufnahmefähigkeit ein- büßt. Die Erneuerung geschieht in einer großen kollek- tiven Kraftanstrengung und in gemeinschaftlicher Pro- duktion, die am Ende mit einem großen Brückenfest und einer Segnung durch den örtlichen Priester endet. Her- stellung und Fest richten die beteiligten fünf Dörfer Cco- lana, Chaupibanda, Choccayhua, Quehue und Huin- chiri in der Umgebung aus. Eine zunehmende Zahl an Besuchern auch aus dem Ausland kommt zu diesem jährlichen Brückenbau und Brückenfest. Die Erneuerung der Brücke erfolgt gewöhnlich im Juli. Für die Arbeiten werden ca. 700 Personen aus den fünf Dörfern für etwa eine Woche freigestellt. Untersuchungen der Belastbar- keit der Ichu-Gras-Taue haben ergeben, dass die Brü- cke neu errichtet bis zu zwei Tonnen Gewicht an Nutz- last tragen kann. Für den Austausch der Q’eswachaka Brücke müssen un- glaubliche Mengen von Ichu-Gras aus dem steppen- artigen Altiplano zusammengetragen und verarbeitet werden. Das harte Gras wird zunächst weichgeklopft und dann von Indigenas zu Stricken geflochten. Die Stricke sind etwa 1 cm dick und werden später zum Teil direkt für die seitliche Absturzsicherung der Brücke Konstruktion der Q’eswachaka Brücke in Peru verwendet. Die meisten Stricke werden aber in sehr großer Länge hergestellt und in großer Zahl zu jeweils einem sehr festen etwa 4 cm dicken Kabel weiterver- arbeitet. Für die zwei Handlauftaue werden danach je- weils zwei dieser Kabel verwendet, die zu einem noch dickeren Tau mit einem Durchmesser von etwa 7 cm mit- einander verdreht werden. Für die Laufflächentaue wer- den hingegen drei solche Kabel zu einem noch trag- fähigeren Tau mit einem Durchmesser von etwa 9 cm weiterverarbeitet. Die Brücke hängt auf einer Seehöhe von etwas mehr als 3600 m in der Schlucht des Apurimak. Sie ist in Luft- linie gemessen fast genau 28 m lang. Sie hing in der Mitte nur etwa 3 Meter durch und hatte hier etwa eine Höhe 27 m über dem Río Apurimac. Auf beiden Seiten endet sie über fast senkrecht abfallenden Felswänden über dem Fluss jeweils auf einem gemauerten Podest, das auf dem natürlichen Felsen errichtet und von star- ken Brüstungsmauern auf drei Seiten eingefasst ist. Die Mauern werden zum Brückenantritt immer höher – nach außen nehmen sie an Höhe deutlich ab. Beim westlichen Brückenantritt erlaubt eine 80 cm brei- te und 102 cm hohe Öffnung in der Mauer den Zu- tritt auf die Hängebrücke. Auf dieser Seite finden sich etwa symmetrisch ausgebildet die westlichen Anker- stellen für die sechs Taue der Brücke. Jeweils drei der Taue sind rechts und drei links des Weges, der mittig über das Podest führt, an mächtigen steinernen Tau- haltern unter dem Wegniveau befestigt. Diese Ver- tiefungen verfügen auch über je einen Ablauf an der tiefsten Stelle, bei dem Regenwasser gegebenenfalls abfließen kann. Die Laufflächentaue verlaufen direkt über den Boden des Podestes bis zu den Tauhaltern, die jeweils aus Steinbalken in einer künstlichen Ver- tiefung bestehen. Um den ersten Steinbalken sind die Laufflächentaue auf jeder Seite einmal geschlungen und weitergezogen zum zweiten Steinbalken. Um diesen ist jedes der Taue dann nochmals geschlungen und der Rücklauf durch Vernähung mit dem herein- kommenden Teil endgültig gesichert. Die über die Brüs- tung geführten Handlauftaue hingegen sind 4,34 m beziehungsweise 3,60 m frei zu ihren Steinankern im Boden weiter nach außen gespannt. Der nördliche Anker ist ein annähernd rechteckiger, eingespannter Steinbalken mit abgerundeten Ecken, der südliche hin- gegen scheint aus dem gewachsenen Fels modelliert
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Frühe Brücken Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Title
Frühe Brücken
Subtitle
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Author
Hasso Hohmann
Publisher
Technische Universität Graz
Location
Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-833-2
Size
20.0 x 27.0 cm
Pages
306
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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