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Frühe Brücken - Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
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281 nAchWort Neben dem oben bereits besprochenen Denken in zugbeanspruchten Konstruktionen könnte ein weiterer Grund im Verhalten echter Gewölbe und Bögen bei Erdbeben zu suchen sein. Das Kollabieren von Tonnen- gewölben bei starken Erdstößen ist oft verheerender als das bei Scheingewölben. Letztere können sich wieder einpendeln oder es bleibt wenigstens noch eine Hälfte des Gewölbes stehen. Das könnte ein weiterer Grund gewesen sein. Wahrscheinlicher aber dürfte es daran liegen, dass die Kulturen entlang der tertiären Auffaltungen im Westen der beiden amerikanischen Subkontinente und das sich hier entwickelte Denken in zugbeanspruchten Konst- ruktionen zu stark ausgeprägt war. Ähnlich wie auch im Himalaya-Gebirge und dessen Randzonen, wo das echte Gewölbe und der Schlusssteinbogen ebenfalls kaum eine Chance, sich durchzusetzen, hatten. In bei- den Fällen handelt es sich um Zonen, in denen sehr viele Techniken des täglichen Lebens und so auch in der Architektur zugbeansprucht waren, Zonen, in denen das Denken in zugbeanspruchten Konstruktionen sehr stark verhaftet war. Echte Schlusssteinbögen sind aber ebenfalls in ihrer Di- mension meist mit etwa 40 m begrenzt. Auch hier er- möglichte erst der Einzug von Gusseisen, Eisen und Stahl in die Druckbogenkonstruktionen eine deutliche Vergrößerung der Spannweiten. Insbesondere die von weitem meist sehr zart wirkenden Fachwerkbögen er- laubten bald Spannweiten von 160 m und mehr, wie bei der von Gustave Eiffel geplanten Ponte Maria Pia im portugiesischen Porto aus dem Jahr 1877. Stahlbetonbrücken Bei den Stahlbetonbrücken brachte das 20. Jh. und be- sonders Santiago Calatrava etliche sehr gut designte Brücken hervor. Der Stahlbeton hat jedoch den mar- kanten Nachteil, dass auch er eine relativ kurze Lebens- dauer hat, da spätestens dann, wenn durch feine und feinste Haarrisse im Beton Feuchtigkeit bis an die Stahl- einlagen gelangt, bei diesen ein Korrosionsprozess ein- setzt. Rost braucht deutlich mehr Volumen als nicht oxy- diertes Eisen. So ist es nur eine Frage der Zeit, ab wann die Betonüberdeckung der Stahleinlagen im Stahlbeton durch den sich ausdehnenden Rost abgesprengt wird und eine Brücke massiv an Tragfähigkeit verliert und daher abgetragen werden muss. Etliche Betonbrücken mussten schon nach weniger als 50 Jahren erneuert werden. Auch die Spannweiten liegen bei Stahlbeton- brücken nicht extrem hoch. Die meisten Stahlbeton- brücken sind einfache Balkenbrücken. Daher wurden nur die weitgehend aus Beton konstruierte sehr schöne Brücke von Calatrava im spanischen Mérida und die “General Rafael Urdaneta Brücke“ von Riccardo Mo- randi in Venezuela in diese Arbeit aufgenommen. Die zweite Morandi Brücke in Genua ist 2018 nach 51 Jah- ren spektakulär eingestürzt. Die dritte und jüngste Mo- randi Brücke in Libyen hat im wüstenhaften trockenen Klima vielleicht die beste Aussicht auf eine etwas hö- here Lebenserwartung. Was die Spannweiten von Brücken betrifft, so sind heute die stählernen Hängebrücken mit ihren zwei Kilo- meter weit frei gespannten Mittelteilen der Brücken- typus, der alle anderen Konstruktionsweisen weit hin- ter sich gelassen hat. Aber es kommt nicht alleine auf Spannweiten an. Brücken sollten natürlich ästhetisch sein und innovativ. Aber Brücken dürfen nicht nur für Menschen gebaut werden, die von einem Ende zum anderen gelangen wollen – Brücken müssen auch zwischen den Men- schen mental gebaut werden. Dieser mentale Brücken- bau ist heute notwendiger, als so vieles andere. Auf dem Gebiet des mentalen Brückenbaues ist jedenfalls noch sehr viel zu tun. Mentaler Brückenbau Sobald selbstverliebte, arrogante, egomanische oder skrupellose Personen zu politischen Vertretern von Staa- ten werden und ihre Macht dazu missbrauchen, Brücken zwischen Volksgruppen und Glaubensgemeinschaften, zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe ein- zureißen, die Gesellschaft, die Staaten, die Staaten- gemeinschaften zu spalten, Menschen gegeneinander aufzuwiegeln, andere Staaten, andere Ethnien abzu- werten, schlecht zu machen, ist die Alarmstufe Rot er- reicht und der nächste Konflikt nicht mehr weit. Wir brau- chen daher viel mehr Brückenbauer, viele Ausgleicher, Zusammenführer mit Überblick.
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Frühe Brücken Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Title
Frühe Brücken
Subtitle
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Author
Hasso Hohmann
Publisher
Technische Universität Graz
Location
Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-833-2
Size
20.0 x 27.0 cm
Pages
306
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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