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Generative Bildarbeit - Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
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202 Außerdem brauche ich ja Men- schen im Vordergrund. Gleich- zeitig habe ich aber auch ein bisschen Angst vor den Men- schen. Kann ich mich einfach irgendwo hinstellen und herum- fotografieren? Ich sollte versu- chen, unauffällig zu sein, mich vielleicht auf die Lauer legen. (97/178) Fotos von Freunden und Bekannten interessieren mich nicht, bei Festen gibt es meist Profifotografen, mit einer beeindruckenden Fotoausrüstung. Was bleibt mir also anderes übrig, ich versuche es mit der „versteckten Kamera“, daher ist der Abstand zwischen der Person und mir meist sehr groß und das Ergebnis lässt sich erst auf den ausgearbeiteten Bildern ablesen. (59/13–14) Etwas anderes, das ich in Bezug auf die Bilder, die ich präsentieren werde, anmer- ken möchte, ist, dass die Personen, die ich fotografiert habe, nicht unmittelbar wussten, dass ich sie fotografiere. Diese Vorgehensweise halte ich zunächst auf Grund dessen für gerechtfertigt, dass die Bilder im Rahmen öffentlicher Veran- staltungen gemacht wurden, die auch seitens der Veranstalter_innen dokumen- tiert/fotografiert/gefilmt wurden. (92/II/4–5) Ich habe alle Bilder, die ich prä- sentieren werde, ausschließlich aus meinen Zimmerfenstern fotografiert. Es sind Perspekti- ven, die ich deshalb naturge- mäß sehr oft sehe. Die Perso- nen sind Menschen, die mich in meinem Alltag umgeben, ohne dass wir uns kennen – Nachbar- schaft in einer Stadt → auch die Fotos sind natürlich ohne deren Wissen entstanden. (63/I/105) Ich habe deshalb [...] nur Fotos ausgewählt, die sehr schnell im Alltag quasi als Momentaufnahmen entstan- den sind und bei denen die Menschen wahrscheinlich nicht wussten, dass ich sie fotografiere. Einerseits hoffe ich, dass ich dadurch bei meinen KollegInnen eine Dis- kussion zur Frage „Was ist ein gestelltes bzw. authenti- sches Foto?“ auslösen kann, andererseits habe ich auch wieder mit meiner Rolle als heimliche Beobachterin gespielt. (88/II/16) Während des Fotografierens hatte ich ständig Angst, entdeckt zu werden. Ich würde mich bedroht fühlen, wenn ich jemanden dabei erwischen würde, wie er mich vom gegenüberliegenden Fenster aus fotografiert. (63/I/105) Beim Fotografieren war mir eine Situation sehr unangenehm, in der ich doch entdeckt worden bin, und die Reaktion war, dass mir der Mittelfinger gezeigt wurde. Ich bin danach zu der Person gegangen und habe erklärt, was ich tue, die wollte dann, dass ich das Foto lösche, was ich auch getan habe und damit wars dann o.  k. Aber ich habe mich sehr lange sehr unwohl gefühlt deswegen. (76/II/28) Abb. 68 Auszüge aus den Forschungstagebüchern: Motivwahl, Menschen heimlich fotografieren
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Generative Bildarbeit Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Title
Generative Bildarbeit
Subtitle
Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Author
Vera Brandner
Publisher
transcript Verlag
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-5008-6
Size
14.8 x 22.5 cm
Pages
276
Keywords
Forschendes Lernen, Fotografische Praxis, Methodik, Generative Bildarbeit, Grenzarbeit, Kulturelle Differenz, Praxeologie, Selbstversuch, Reflexive Grounded Theory, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmungen, Situationalität, Reflexivität
Category
Medien
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