Page - 28 - in Gerichtsbarkeit und Gerichtssäulen der ehemaligen Herrschaft Hagen bei Linz

27 der Stadt geschieht, soll vor den Stadtrichter kommen.“107 So teilte Kaiser Friedrich III. (1466/67) seinem damaligen Landeshauptmann ob der Enns, Wolfgang vWallsee108 mit, er solle sich lediglich der „sachen und hanndl“ welche die Hauptmannschaft betreffen, annehmen, nicht jener der „burger in unnser statt Lynnz unnd dem purgfridt daselbs“, welche das landesfürstliche Kammergut und das Stadtgericht beträfen.109 Bezüglich der verstreut lebenden Untertanen - sogar die Nachbarn in einer Siedlung gehörten oft verschiedenen Herrschaften an 110 - seien als besonders markante Beispiele im behandelten Gebiet der Markt Urfahr, die Ortschaft Urfahrwänd (zwischen der Donau und der steilen Felswand des Hagen gegenüber Linz gelegen) und die Gemeinde Pöstlingberg angeführt. Der Großteil der Urfahrwänd-Häuser war zeitweilig der Herrschaft Hagen untertan, einige wenige der Herrschaft Puchenau (s.o.) und dem Markt Urfahr.111 In der Gemeinde Pöstlingberg, zu welcher Hagen von 1785 bis 1919 gehörte,112 hatten gar 11 Grundherrschaften Einfluss: Eschelberg, Ebelsberg, Hartheim, Riedegg, Nonnberg/Salzburg, Ottensheim, Steyregg, Waxenberg, Weinberg, Wildberg und die Kameral-Herrschaft Linz. Zehent-Herrschaften griffen gar 12 herein: Eschelberg, Ottensheim, Reichenau, Steyr-Garsten, Waldenfels,113 Wildberg, Wilhering, die kk Landstände in Linz, Magistrat Linz, Spitalamt Linz, Stadtpfarre Linz und der Pfarrhof Reichenau.114 Die frühere Zusammensetzung mag jedoch eine andere gewesen sein. Im Zusammenhang mit der Gerichtsbarkeit und den drei Hagen´schen Gerichtssäulen [direkt am Schnittpunkt der Herrschaftsgrenzen Hagen, des Gebietes der Starhembergischen Herrschaft Auberg, und Urfahr/des Landgerichtes Linz, sowie an einem Verkehrsweg ins Mühlviertel gelegen, so.] betont Univ. Prof. Dr. Gernot Kocher: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Säule mit der Befestigung eine Auslieferungsstelle an das LG Linz war, ist fast 100 %“. 115 Wie Burgstaller und Pfeffer zog Prof. Kocher in unabhängiger Erwägung eine mögliche ursprünglich andere Konstellation der aneinander grenzenden Grundherrschaften und Gerichte in Betracht: „Wenn die drei Säulen immer beieinander standen, könnten sie einfach als Repräsentanten für die dort aufeinandertreffenden Gerichte positioniert worden sein, um künftige Meinungsverschiedenheiten zu unterbinden. Sie könnten aber auch einen ursprünglichen gemeinsamen Gerichtsplatz markieren,….“116 107 Kreczi, Linz, 177. 108 Hoheneck, I, Tabelle der Statthalter und Hauptleute im Land ob der Enns, Vorspann; "Herr Wolfgang von Walsee Herr zu Tybein und am Korst/der neunzehende. Von Anno 1466 biß 1467". 109 AStL, LR B II K 1, 3 / 5, dat. 23. September, o.J.[1466/67. s.o. Fußnote] 110 Hirsch L., Etwas von den alten Herrschaften und ihren Amtsbüchern. In: Linzer Wochenblatt „Am Feierabend“ Nr. 49, 7. Dezember 1934. 111 Schäffer, GHft Hagen/Linz, Bd II, IV. 112 Ks Joseph II. ließ 1785 das Land in kleine Verwaltungs- und Unter-Einheiten, die Katastralgemeinden einteilen. Zw 1849 und 1851 wurden in OÖ die 1195 Katastralgemeinden zu 564 neuen Ortsgemeinden zusammengelegt. Schäffer, GHft Hagen/Linz, Bd II. 113 Zur Hft Waldenfels gehörte zB im 17. Jh kurzfristig auch einer der Ziegelöfen im Hagen, sowie der zugehörige Ziegelstadel, ein Acker und eine Wiese: Erwerb 1639 durch Constantin und Cäcilia Grundemann vFalkenberg (Tochter des Salzburger Erzbischofs Wolf-Dietrich vRaitenau und der Salome Alt vAltenau). Rückkauf 1654 durch Christoph Ernst vSchallenberg. Schäffer, Persönlichkeiten, 23f. Schäffer, GHft Hagen, II, Schallenberg x. AStL, LR B II D 1/12. Vgl Wilflingseder, Egereck, 477. OÖLA, Hebenstreit, R 24/2, 2111. Birngruber, Waldenfels, 249ff. Gf Dominik Grundemann vFalkenberg, PI 21. Oktober 2012. 114 Bohdanowicz, Linzer Vororte, Pöstlingberg, Bd 15, 232. 115 Kocher, PI 16. März 2011. 116 Kocher, PI 15. und 16. März 2011. Hinweis: Es gebe nicht wenige solcher oder ähnlicher (meist wohl kleinerer) Säulen in rechtlicher Funktion in OÖ.