Page - 10 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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sich inWien habilitiert hatte, inVorschlag brachte.Da dasMinisterium
seit Ende des Deutschen Bundes 1866 der Praxis folgte, nur mehr
Österreicherundunter ihnenvorallemKatholikenzuberufen, zogesden
ErstgereihtenWeinholderst garnicht inBetrachtundentschied sichnach
der Absage Lexers für den einzig übrig gebliebenenÖsterreicher Richard
Heinzel.10 Heinzel hatte gemeinsam mit Wilhelm Scherer bei Pfeiffer
studiert,bezeichnetesichselbstaber,obwohldreiJahreälteralsScherer,„als
dessen ältesten und ersten Schüler“11 und war Scherers ausdrücklicher
Wunschkandidat fürdieWienerProfessur.Damit entsprachdieBerufung
Heinzels nicht nur den nationalen Anforderungen des Ministeriums,
sondern leitete auch einen Berufungsmechanismus ein, nach dem der
Favorit des scheidendenLehrstuhlinhabers dessenNachfolge antrat.
DernächsteLehrstuhl, der zubesetzenwar,warderKarlTomascheks,
der im September 1878 starb. Dieser, obwohl ebenso wie der andere
Lehrstuhlmit der BezeichnungDeutsche Sprache und Literatur versehen,
sollte jedoch nichtmit einemAltgermanisten, sondern erneutmit einem
Vertreter der Neueren deutschen Literaturgeschichte besetzt werden. In
dieserHinsicht standdieWiener undmit ihr die gesamte österreichische
Germanistik jedoch vor demProblem, dass es sich um „eine jungeWis-
senschaft“ handelte und deshalb „die Zahl ihrer Vertreter beschränkt“12
war.Vor allemRichardHeinzel, der sich aufdas ältereGebiet spezialisiert
hatte,wardaran interessiert, dassder zweite germanistischeLehrstuhl von
einemWissenschaftlerbesetztwurde,derdievomMinisteriumgeförderte
Lehre inderneuerenAbteilungübernehmenkonnte.GegenüberFakultät
undMinisterium setzte sich Heinzel in einer ausführlichen Programm-
schrift fürdasvonihmnichtvertreteneneuereFachein, indererunterden
Prämissen unbedingt philologischer Ausrichtung dessen wissenschaftli-
chenAnspruchunddessenuniversitäreNotwendigkeitbetonte.13Inderfür
die Frage derNachbesetzung imDezember 1878 einberufenenKommis-
10 Wiesinger/Steinbach: 150 JahreGermanistik inWien (2001), S. 46.
11 Heinzel:Redeauf Scherer (1886),S.802.–ZurBeziehungzwischenSchererund
Heinzel vgl.Heinzel/Scherer:DieKorrespondenzRichardHeinzelsmitWilhelm
Scherer [inVorbereitung].
12 RichardHeinzel imBericht der Kommission über die Besetzung der erledigten
Lehrkanzel fürdeutscheSpracheundLiteratur,o.D.;UAW,Phil.Fak.,Zl.4347ex
1878/79, PA3328Erich Schmidt.
13 Vgl. Heinzel im Bericht der Kommission über die Besetzung der erledigten
Lehrkanzel fürdeutscheSpracheundLiteratur,o.D.;UAW,Phil.Fak.,Zl.4347ex
1878/79, PA3328Erich Schmidt.
I. Die Verfasstheit derWiener
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher