Page - 15 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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Die Gewissheit Schmidts hinsichtlich der Fakultät sollte sich in vollem
Maße bestätigen. Bereits fünf Tage später, am 11. Juli, wurde dieser
Vorschlag,nachdemSchmidtsVertrauensmannund„beste[r]College von
derWelt“32RichardHeinzel aus „Opportunitätsgründen“33 als Referent
fungiert hatte, vom Professorenkollegium der philosophischen Fakultät
einstimmig bestätigt. Und am 23. August 1885 berief der Kaiser Jakob
Minor zum außerordentlichen Professor derDeutschen Sprache und Lite-
ratur an der UniversitätWien.34Die „Wünsche“ Schmidts „erfüllt[en]“
sich, wie er selbst feststellte, so „prächtig“ und „glatt“, dass das gesamte
Berufungsverfahren„[o]hnejedeDebatte“35verliefundineinerKürzestzeit
von nicht einmal achtWochen, in denen die Entscheidungsträger aller
Instanzenproblemlos überzeugtwerden konnten, beendetwar.
Das Prinzip, dass der scheidendeOrdinarius seinenNachfolger aus-
wählte, konnte bei der nächsten Berufung nur indirekt angewendet wer-
den. RichardHeinzels Lehrstuhl wurde nämlich vakant, weil er sich im
April 1905das Lebennahm.Trotzdemwurde sich die am25.Mai 1905
zumerstenMal tagendeKommission innur einer einzigenSitzung einig.
Sie nannte fürdenDreiervorschlag, derdemMinisteriumzuübermitteln
war, an erster Stelle Josef Seemüller, an zweiter Carl von Kraus und an
dritter Konrad Zwierzina.36 Alle drei Wissenschaftler hatten in Wien
studiert,promoviertundsichhabilitiertundzähltenzudenerfolgreichsten
und vonHeinzel amnachdrücklichsten geförderten Schülern derWiener
Altgermanistik. Konrad Zwierzina ging nach seinerWienerHabilitation
1897alsPrivatdozentnachGrazundwar seit 1899ordentlicherProfessor
andereinzigenkatholischenUniversitätderSchweiz, inFribourg.Carlvon
Kraus hatte 1894 seineHabilitationsschrift in einer längerenWidmung
seinemLehrerHeinzel zugeeignet,37wardaraufhin inWien als Privatdo-
hier als Nr. 20 fälschlicherweise nachNr. 19 (Brief vom 26. Dezember 1885)
eingereiht,gehörtaberzwischenNr.16(Brief vom4.Juli1885)undNr.17(Brief
vom12. Juli 1885).
32 Castle: Zu JakobMinors 100.Geburtstag (1955), S. 85 (Brief von Schmidt an
Minor vom12. Juli 1885).
33 Castle: Zu JakobMinors 100.Geburtstag (1955), S. 87 (Brief von Schmidt an
Minor vom6. [Juli] 1885).
34 Faerber: Ich bin einChinese (2004), S. 121, S. 123.
35 Castle: Zu JakobMinors 100.Geburtstag (1955), S. 85 (Brief von Schmidt an
Minor vom12. Juli 1885).
36 Protokoll der Kommissionssitzung zur Besetzung der Lehrkanzel nach Herrn
HofratProf.Heinzel vom25.Mai1905;UAW,Phil. Fak.,Zl. 3529ex1904/05,
PA3135 Josef Seemüller.
37 Kraus (Hg.):DeutscheGedichte des zwölften Jahrhunderts (1894), S. III.
I.1. Kategorien derOrdnung 15
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher