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wichtigeRückgewinnungeinesösterreichischenGelehrtenhandelte,diees
mit allen, auch finanziellenMitteln durchzusetzen galt. Das Finanzmi-
nisteriumversuchte jedoch, dieAusgaben zubeschränken, und„beehrt[e]
sich“,
vor allem zu bemerken, daß die Bewilligung derart exorbitanter Begünsti-
gungen […]h.o.Wissens in letzterZeit […]überhauptnicht vorgekommen
ist. So wurden denn auch sogar anläßlich der im Jahre 1902 erfolgten
Rückberufung Boltzmann’s an dieUniversität viel weniger weitgehende Be-
günstigungenbewilligt.47
Doch„angesichtsdesbesonderenWertes,welchendask.k.Ministeriumder
BerufungdesDr.KarlvonKraus[…]beilegt“,wardasFinanzministerium
„ausnahmsweise“ bereit, die „Weiterführung der Verhandlungen“ zu er-
lauben, wenn es gelänge, „eine beträchtliche Reduktion der gestellten
überaus hoch gespanntenMehransprüche zu erzielen“.48 In der Folge ei-
nigten sich vonKraus, dasUnterrichts- unddas Finanzministerium zwar
auf eineReduktion, so beträchtlich, dass vonKrausweniger verdiente als
der indemSchreiben erwähntePhysikerLudwigBoltzmann,war sie aber
nicht.49 Damit zählte mit Carl von Kraus bei seinem Amtsantritt im
Sommersemester1913einGermanistzudenbestbezahltenOrdinariender
WienerUniversität.
MitBlickaufdieLehrstuhlbesetzungenanderWienerGermanistikbis
1912 ist hinsichtlich derOrdnungder Professorenfolge Folgendes zu be-
merken: Nach einer (semiprofessionellen) Konsolidierungsphase, in der
47 BriefdesFinanzministeriums andasMinisteriumfürKultusundUnterricht vom
25.Oktober1912;ÖStA,AVA,Unterrichtallgemein,ProfessorenundLehrkräfte:
Anstellungen,Rang,Entlassungen1912–1914,MCUZl. 48224ex1912.–Die
Abkürzung „h.o.“ steht in der österreichischen Amtssprache für ,hierorts‘ bzw.
,hierortig‘.
48 BriefdesFinanzministeriums andasMinisteriumfürKultusundUnterricht vom
25.Oktober1912;ÖStA,AVA,Unterrichtallgemein,ProfessorenundLehrkräfte:
Anstellungen,Rang,Entlassungen1912–1914,MCUZl.48224ex1912.–Carl
vonKraus schrieb sich selbst zunächst ,Karl‘.Als seinNamensvetterKarlKraus in
Wien aber die satirische ZeitschriftDie Fackel herauszugeben begann und dort
häufigüberdieWienerGermanistikherzog, änderte erdieSchreibweise in ,Carl‘.
49 ImVergleich zu den gestellten Forderungen verringerte sich lediglich die Perso-
nalzulage um2.000Kronen auf 9.500Kronen jährlich, seine Privatdozentenzeit
wurde nicht für die Pension angerechnet und dieÜbersiedlungskosten vonPrag
nach Bonnwurden nicht bezahlt. Brief des Finanzministeriums an dasMiniste-
rium fürKultus undUnterricht vom25.Oktober 1912;ÖStA,AVA,Unterricht
allgemein,ProfessorenundLehrkräfte:Anstellungen,Rang,Entlassungen1912–
1914,MCUZl. 48224 ex 1912.
I.1. Kategorien derOrdnung 19
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher