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nanntwordenwaren,diealsonichtzuMinorsSchülern, sondernzuseinen
Altersgenossen gehörten: den Grazer Ordinarius Bernhard Seuffert und
denPragerProfessorAugustSauer,dergemeinsammitMinorinWienund
bei Scherer in Berlin studiert hatte und der trotz mehrerer vergeblicher
Versuche, wieder stärker ins Zentrum derMonarchie zu rücken, immer
noch an der akademischen PeripherieÖsterreich-Ungarns sein Amt ver-
sah.59
DieKommission,dieüberdie„BesetzungderzurErledigunggelangten
germanistischenLehrkanzel“zuberatenhatte,wurdeunterdemVorsitzdes
Dekans und Indologen Leopold von Schroeder am 9. November 1912
einberufen.60Sie bestand aus denProfessoren JakobSchipper (Anglistik),
Josef Strzygowski (Kunstgeschichte),Hans vonArnim (Klassische Philo-
logie),PhilippAugustBecker(Romanistik),OswaldRedlich(Geschichte),
Guido Adler (Musikwissenschaft), Richard Wettstein (Botanik), Karl
Luick(Anglistik),WilhelmMeyer-Lübke(Romanistik)undRudolfMuch
(Germanistik). Da zu dieser Zeit aufgrund der Emeritierung Josef See-
müllers neben der zu besetzenden neugermanistischen auch die zweite,
altgermanistische Professur vakant war, war Much als Altertumswissen-
schaftler der einzigeGermanist in derKommission.
Bereits in der ersten Sitzung am 27.November 1912 zeigte sich die
abwartende und wenig entscheidungsfreudige Haltung der Kommissi-
onsmitglieder, die das Besetzungsverfahren noch die nächsten sechsMo-
nate bis zumAmtsantritt des Seemüller-Nachfolgers Carl von Kraus im
April 1913 prägen sollte. So wurde zwar ein Brief Erich Schmidts, des
Berliner Scherer-Nachfolgers undWienerMinor-Vorgängers, verlesen, in
demdieserfürdenDreiervorschlaganersterStelleAugustSauer,anzweiter
OskarWalzel und andritterAlexander vonWeilen empfahl, eineweitere
Diskussion über etwaige Kandidaten fand aber nicht statt. Vielmehr be-
schloss man, ein Gutachten des emeritierten Altgermanisten Josef See-
müller einzuholen, und vertagte daraufhin die Sitzung.61DasGutachten
59 Sauer lehrte alsNachfolger JakobMinors seit 1886als außerordentlicherund seit
1892 als ordentlicher Professor fürDeutsche Sprache und Literatur an derDeut-
schenUniversität inPrag.–ZuSauervgl.Sauer/Seuffert:DerBriefwechselzwischen
August Sauer undBernhard Seuffert (1880–1926) [inVorbereitung].
60 Protokoll der 1. Sitzungdes Professorenkollegiums der philosophischenFakultät
am9.November 1912;UAW,Phil. Fak., PH31.11, fol. 420.
61 Protokoll der 1. Sitzung der Kommission zur Beratung über die Besetzung der
germanistischenLehrkanzelnachHofratProfessorMinoram27.November1912;
UAW, Phil. Fak., Zl. 495 ex 1912/13, PA 1113Walther Brecht. –Der Origi-
I.2. Der Bruch 23
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher