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Walther Brechts maßgebliche wissenschaftliche Orientierungsgeber
warenderGermanistGustavRoethe undderKunsthistorikerRobertVi-
scher.115 Brecht studierte in Freiburg, Göttingen und Bonn Deutsche
PhilologieundKunstgeschichteundpromovierte1903beiGustavRoethe
in Göttingen mit einer Arbeit über die Dunkelmännerbriefe.116 1906
habilitierte er sich inGöttingen bei Roethes Freund, Schwager undKol-
legen, dem Altgermanisten Edward Schröder, mit der mediävistischen
StudieUlrichvonLichtensteinalsLyriker117undbegann,nachdemer1910
andiepreußischeRitterakademie inPosenberufenwordenwar, auchüber
Neuere Literaturgeschichte zu publizieren.118 Brecht vertrat also sowohl
aufgrund seiner Ausbildung als auch gemäß den Vorstellungen seines
Doktorvaters Roethe, der sich stets gegen die Teilung der Germanistik
ausgesprochen hatte,119das gesamte Fach.
innerungen anHugo vonHofmannsthal (1946); König: „Geistige und private
Verbündung“ (1993);Osterkamp:Formale, inhaltlicheundpolitischeAkzeptanz
vonGegenwartsliteratur (1993);Bonk:DeutschePhilologie inMünchen (1995),
S. 67–72, S. 81–83, S. 240–254;König:Hofmannsthal (2001), S. 212–241;
Dittmann:Walther Brecht (2003);Hofmannsthal/Brecht: Briefwechsel (2005);
Oels: „…denn unsere Berufe sind doch so ineinander verhäkelt“ (2007);Oels:
„Denkmal der schönstenGemeinschaft“ (2007);Wolf: „Hybrid wie dieDicht-
kunst“ (2012).
115 Noch 1941 bekannte Brecht: „Von meinen akademischen Lehrern haben mir
GustavRoetheundRobertVischer inGöttingendenstärkstenEindruckgemacht,
der umfassendeGermanist und der künstlerischeKunsthistoriker […].“ Brecht:
Student undProfessor (1941), S. 2. –Vgl. auchFriedrich vonder Leyen: Leben
und Freiheit der Hochschule (1960), S. 230: „Ich war ein frisch gebackener
Doktor, da kam ein demGymnasium eben entronnener zukünftiger Student zu
mir,Walter Brecht; ein Freundmeines Vaters hatte ihnmir geschickt. Er wollte
Germanistwerden:welcheUniversität ichihmratenwürde?Ichempfahl ihm,mit
Erfolg, Göttingen undGustav Roethe.Neben diesemwurde Robert Vischer sein
Heiliger.Göttingenbliebfür ihndieUniversität, seineunvergeßlicheakademische
Heimat.“
116 Brecht:DieVerfasser derEpistolae obscurumvirorum (1904).
117 Brecht:Ulrich vonLichtenstein als Lyriker (1907).
118 Vgl. Brecht:Heinse undder ästhetische Immoralismus (1911).
119 Gustav Roethe (1859–1926) war Zeit seines Lebens daran gelegen, dieNeuere
deutsche Literaturgeschichte nicht aus dem Hoheitsbereich der Philologie zu
entlassen; so schrieb er1892, „daßwirPhilologendieneuenLiterarhistorikernie
ohne Controle lassen dürfen“, und 1906 sprach sich Roethe gegen ordentliche
Professuren für das neuere Fach aus: „Die scharfe Trennung ist gewis vonÜbel.
[…]ImGrundehalte ich,wennschonreineneureLiterarhistorikerda sein sollen,
dasExtraordinariat fürdierichtigeForm:dannbehältderphilolog.Ordinariusdie
Möglichkeit einzugreifen.“Roethe/Schröder:Regesten zumBriefwechsel (2000),
Bd. 1, S. 433undBd. 2, S. 306–307.
I.3. Philologie undmoderate Geistesgeschichte 41
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher