Page - 73 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Image of the Page - 73 -
Text of the Page - 73 -
beispielsweise Petersen,260 der diesen Sommer 5Dissertanten hatte, und die
Technik des Urlaubnehmens war fürmich schon aus pekun. Gründen hier
nichtmöglich.[…]
DieZukunftsfragefürmichistdie,obundwieraschesmirgelingenwird,
ananderemOrte, unterVerhältnissendienamentlich inmateriellerHinsicht
leichter, abermir auch fremdgeworden seinwerden,dennicht ausgemünzten
Rohertragdiesermeiner innerlichproduktivstenu. reichstenJahrewenigstens
teilweise inBuchformzubringen.Hoffentlichbinichnichtmittlerweile soan
die Rieseneditionen und dasMitwirken an allen Kulturdingen (notgedrun-
gen!) gewöhnt,daßesmir schwer fällt, darauf zuverzichten.Hypertrophauf
der einen Seite, muß ich die andere damit wieder in Übereinstimmung
bringen.Lehreru. fertigstellenderForscher gleichmäßig ist dasGottgewollte,
das ichwieder erreichenmuß,womöglich auf recht günstigemBoden,wenn
nicht, auf kargem.261
LangebliebBrecht jedochnicht inBreslau.Mit1.Oktober1927wechselte
ernachMünchen,wohinernachkompliziertenAuseinandersetzungenum
die Nachfolge des durch den Tod Franz Munckers vakant gewordenen
Lehrstuhls unter maßgeblicher Schützenhilfe von Carl von Kraus und
Hugo von Hofmannsthal berufen wurde.262 Damit war für Brecht
scheinbardie idealeWirkungsstättegefunden,daer,wieerKraus imMärz
1927 erfreut mitteilte, mit der Münchner Professur sowohl seinen
„Wunsch[ ], den übergroß gewordenenWiener Wirkungskreis […] zu
verkleinern“, erfüllt sah als auch „in dem [ihm] lieb und vertraut gewor-
denem bairisch-österreichischen Milieu“ wirken konnte.263 Tatsächlich
hielt sich das Ausmaß der Arbeitsbelastung inMünchen imVergleich zu
demjenigen inWien inGrenzen. Innerhalb von zehn JahrenhatteBrecht
,nur‘ 52 Dissertationen zu begutachten, durchschnittlich demnach fünf
proJahr, alsonichteinmaleinFünftel sovielewie inWien.Mit insgesamt
zweiHabilitationen264warenauchdieBetreuungspflichtenPrivatdozenten
gegenüber nicht allzu groß.265
260 DerGermanist Julius Petersen (1848–1941) war seit 1920 derNachfolger von
Erich Schmidt ander Friedrich-Wilhelms-Universität inBerlin.ZuPetersen vgl.
Boden: Julius Petersen (1994).
261 BriefvonBrechtanKrausvom4.und24.Oktober1926;BSBMünchen,Nachlass
Carl vonKraus,Krausiana I.
262 Vgl. Osterkamp: „Verschmelzung der kritischen und der dichterischen Sphäre“
(1989).
263 Brief vonBrecht anKraus vom9.März1927;BSBMünchen,NachlassCarl von
Kraus,Krausiana I.
264 WaltherRehmund JohannesAlt.
265 Zur Anzahl der von Brecht betreutenMünchner Dissertationen undHabilita-
tionen vgl. Bonk:Deutsche Philologie inMünchen (1995), S. 244–245.
I.3. Philologie undmoderate Geistesgeschichte 73
back to the
book Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)"
Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher