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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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vereinen“, verborgen geblieben sei.Da aber Fischerswesentliche künstle- rischeVerdienste „auf allgemeinmenschlichemGebiete“ zu finden seien, habe die Autorin, so Touaillon, „trotz dieses Irrweges nicht anWirkung eingebüßt“. (Touaillon 1919, 629) InderZusammenfassung ihrer Studie streichtTouaillon zunächst die Ähnlichkeiten zwischendenvonFrauenunddenvonMännernverfassten Romanen heraus: Sowohl Motivik, Gestaltung, Zeit und Ort als auch Handlung, Weltbild, Tendenz und Ton des Frauenromans entsprächen denen des Männerromans, was zum einen damit zu erklären sei, dass Autorinnen „in ihremganzen geistigen Leben von vornherein unter dem überwiegendenEinfluß desMannes“ gestanden seien, zum anderen aber auch genealogische Ursachen habe, ein „ständiger Austausch geistiger Merkmale zwischenMann und Frau“ also deshalb stattfinde, weil, wie Touaillon betont, „die Anlagen sich häufig kreuzweise vererben“. (Tou- aillon 1919, 634–625)Trotzdem identifiziertTouaillon auch eineReihe von Unterschieden: So hätten sich Schriftstellerinnen stärker auf Stoffe konzentriert, die ihrem unmittelbaren Lebensumfeld nahe standen, sich eher von erotischen Szenen ferngehalten und pragmatische Lösungen in zwischenmenschlichen Fragen bevorzugt. Sie hätten also, wie Touaillon sich ausdrückt, eine „Realpolitik den Gefühlen gegenüber“ betrieben. (Touaillon1919,637)DarüberhinausseienFrauen,dieim18.undfrühen 19. JahrhundertalsAutorinnenhervortraten,ganz imGegensatz zudenin Literaturgeschichten häufig verbreitetenVorurteilen und imUnterschied zu ihrenmännlichen Autoren, zumeist durch eine „Doppeltätigkeit“ be- lastet gewesen.Diese habe,wieTouaillon hervorhebt, nicht nur aus ihrer schriftstellerischen Arbeit, sondern vor allem auch aus der „tadellose[n] Erfüllung ihrer familiärenPflichten“ bestanden. (Touaillon 1919, 638) Die Ansicht, die deutschen Schriftstellerinnen des 18. Jahrhunderts wären zumgrößtenTeil verstiegeneundüberspannteFrauenundunbefriedigte alte Mädchen gewesen,welche ein erträumtes Lebendemwirklichen vorgezogen und dabei ihre Pflichten vernachlässigt hätten, ist nichts als einMärchen. (Touaillon 1919, 637) ImVergleich zu denmännlichen Autoren hätten sich Schriftstellerinnen außerdem häufiger mit sozialen und ökonomischen Belangen auseinan- dergesetzt, vehementer gewaltsame Konflikte und Kriege abgelehnt und eher „zum erzieherlichen Wirken“ geneigt. (Touaillon 1919, 642) Gleichzeitig gebe es in den Frauenromanen, so Touaillon, nur selten philosophische, natur- oder kunsttheoretische Erörterungen; eine „Spur jenes heißen Ringens umdieWeltgeheimnisse, […]wie es im 18. Jahr- II.2. Literatur-, Kultur- und Sozialgeschichte 119
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Title
Germanistik in Wien
Subtitle
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Author
Elisabeth Grabenweger
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
290
Keywords
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Category
Lehrbücher
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