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MinisteriumkamNadler aber – trotz seinesErfolgs unterdenKollegen–
nicht umhin, Thalmanns „ahistorische[ ] Auswertung desMaterials“ zu
kritisieren und gegen Rupprichs außerordentliche „wissenschaftliche
Würdigkeit“zusetzen.121DasMinisteriumließsichvonNadlersAnsinnen
jedoch nicht beeindrucken: Thalmann erhielt denTitelmitDekret vom
15. Juli 1933;122Rupprichmusste ein Jahr längerwarten undwurde erst
1934 zumaußerordentlichenTitularprofessor ernannt.123
Thalmannhatte zu diesemZeitpunkt aber schondieZusage für eine
dreijährige Gastprofessur amWellesley College inMassachusetts, einem
derrenommiertestenFrauencollegesindenUSA.Bereits imJuli1932hatte
dasNeueWienerJournalberichtet,dasssichThalmannmitderLeiterindes
dortigenGermanDepartmentNatalieWipplinger getroffenhatte, die ihr
den – vermutlich durchWalther Brecht vermittelten –124Ruf überbracht
hatte.125Thalmann ließ sich fürdas Studienjahr1933/34vonderWiener
Universitätbeurlauben,126woraufhindasMinisteriumdieVergütungihrer
Lehre nicht nur für die Zeit ihrer Auslandstätigkeit aussetzte, sondern
überhaupt strich.127 „[V]eranlasst durchdie aussichtslosenVerhältnisse in
Österreich“128 bzw. weil sie sich an der Wiener Universität, wie Elise
(Vorsitzender:DekanHeinrichSrbik);UAW,Phil. Fak.,Zl. 668ex1932/33,PA
3433MarianneThalmann.
121 Kommissionsbericht vom 13.Mai 1933 (Referent: Nadler); UAW, Phil. Fak.,
Zl. 668 ex 1932/33, PA3433MarianneThalmann.
122 Brief desMinisteriums für Kultus undUnterricht an das Dekanat der philoso-
phischenFakultät vom15. Juli 1933;UAW,Phil. Fak., Zl. 668 ex 1932/33, PA
3433MarianneThalmann.
123 ÖStA, AVA, Unterricht Allgemein, Universität Wien, Philosophie Professoren,
MCUZl. 11234 ex 1934u.Zl. 17085 ex 1934, PAHansRupprich.
124 „DaßMar. Thalmann an das besteWomenCollege nachUSA geht, haben Sie
wahrscheinlich schongehört. Ichwar zufällig inderLage, dies zu vermitteln. Ich
bin für sie recht froh darüber.“ Brief vonWalther Brecht an Franz Koch vom
9. Februar 1933; Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich, Nachlass
FranzKoch.
125 [Anonym:]Oesterreicherin alsUniversitätsprofessorin inAmerika (1932).
126 Thalmann stellte denUrlaubsantrag am4. Juli 1933; beschlossenwurdedieBe-
urlaubung inderSitzungdesProfessorenkollegiumsderphilosophischenFakultät
am 8. Juli 1933; UAW, Phil. Fak., Zl. 975 ex 1932/33, PA 3433 Marianne
Thalmann.
127 Brief desMinisteriums für Kultus undUnterricht an das Dekanat der philoso-
phischenFakultätvom2.September1933;UAW,Phil.Fak.,Zl.975ex1932/33,
PA3433MarianneThalmann.
128 [Anonym:]MarianneThalmann. In: Frauen-Rundschau (1951), S. 4.
III.3.Wiener Karriere undWeggang in dieUSA 179
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher