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IV.DeutschePhilologie alsGermanen- und
Volkskunde –LilyWeiser (1898–1987)
Diedritteund letzteWissenschaftlerin,die sich inderErstenRepublik an
der Wiener Germanistik habilitierte, war Lily (eigentlich: Elisabeth)
Weiser. Weiser studierte ab Wintersemester 1917/18 Philosophie und
Deutsche Philologie inWien, widmete sich aber bereits ab dem fünften
SemesternichtmehrderdeutschsprachigenLiteratur,sondernspezialisierte
sich auf altnordische Philologie und germanische Altertumskunde und
absolvierteihreSeminarübungenvorallembeidemAltgermanistenRudolf
Much. Nach Aufenthalten in Schweden und Norddeutschland konzen-
trierte sich ihre Forschungstätigkeit auf die deutsche und nordische
Volkskunde und Mythologie – ein Bereich, den ihr Lehrer Much seit
Beginn des 20. Jahrhunderts für sich und sein Fach zu beanspruchen in-
teressiert war. Demgemäß promovierte sie 1922 auch nicht zu einem
primär germanistischenThema, sondernmit der Arbeit Jul.Weihnachts-
geschenke und Weihnachtsbaum. Eine volkskundliche Untersuchung ihrer
Geschichte, die sowohl vonRudolf Much als auch vondessen volkskund-
lichemKontrahentenArthurHaberlandtbegutachtetwurdeunddie1923
bei FriedrichAndreas Perthes in Stuttgart auch als Buch erschien.1
Nach ihrer Promotion reisteWeiser durch Italien, Deutschland und
Skandinavien, unterrichtete für ein Semester an einerWienerMädchen-
mittelschule, war Privatlehrerin in Schweden, besuchte Tagungen (vor
allem desVerbandes der deutschen Vereine für Volkskunde) und hielt ihre
ersten Vorträge.2Außerdem knüpfte sie wissenschaftliche Kontakte, die
sich in der Folgezeit als akademisch günstig erweisen sollten: so zum
Beispiel zuViktorGerambinGraz,der zu ihremBerater inakademischen
und wissenschaftlichen Belangen avancierte,3 und Eugen Fehrle inHei-
1 Weiser: Jul (1923).
2 Zu Studienverlauf, Forschungsreisen undVorträgen vgl. den eigenhändigen Le-
benslauf von LilyWeiser vom6.November 1926;UAW,Phil. Fak., Zl. 267 ex
1927/27, PA3686LilyWeiser.
3 Vgl. die Briefe von LilyWeisers an Viktor Geramb; Privatbesitz. – Für diesen
HinweisunddieBereitstellungderBrieftranskriptionendanke ichTunjaSporrer,
Graz.
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Title
- Germanistik in Wien
- Subtitle
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Author
- Elisabeth Grabenweger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 290
- Keywords
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Category
- Lehrbücher