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Grausame Winde/ vnd grimmige Thiere/ die Jhr freilich in der Hoffart groß/ vnd
vmb so viles euers eignen widersprechens willen (wie auß euren reden abzuneh-
men) vnter euch selbsten strittig seyt. Es ist aber dises weder das erste vngewitter/
so das Schifflein Petri angefochten/ noch die erste Peitschen/ die seine Nachfol-
ger geplagt habe. So wenig aber sich der Berg Olimpo/ vor dem wider-prellen
deß donners förchtet/ vnd der behertzte Löw das bellen der Hunde ach<7>tet ;
Eben so wenig fragt auch die hochheit deß Catholischen Glaubens/ nach euren
gottlosen wider-brumlen/ oder wird die zierde der Römischen Kirchen durch
euer wütends Zungen-bellen geringert. Das liecht einer so hellscheinenden
Herrlichkeit/ kan von keinem so schwachem anwähen außgelescht werden ; Ja
euere bisse thun euch selbsten eben das/ was auch die meyssel oder grab-eisen
einem bild thun/ die es nemblich desto glätter vnd schöner machen/ je mehr sie
es bestossen. Des Tiro2 hüterhund/ in dem er die Meermuschel mit den Zäh-
nen auffgebissen/ <8> machte den Purpur herauß kommen : Vnd der Mahler
Nealtius/ da er mit dem schwammen vber seiner bilder eines/ gefahren/ selbes
zuverderben/ machte es vollkommener.3
Jch waiß zwar wol/ daß eure böse meinung nur zihlt/ die zierde unsers Gottes-
diensts entweder zu zerstöhren/ oder zubesudlen ; aber euch zu trutz/ macht die
bemähligung jhn gläntzender/ das spöttlen schöner/ vnd die verachtung erhöhet
ihn ; also daß Jhr <9> den Monschein zwar anbellen/ aber mit den zähnen nit
fassen könt ; massen die treuhertzigkeit unserer Dauben so rein ist/ daß sie durch
euere talcken beschwärtzet/ vnd dahero desto ansehnlicher/ billich sagen kan :
Jch bin schwartz/ aber gar schön. Vnd diß allein kan jhr zu einem starcken schildt
dienen/ die waffen jhrer feinden/ alle stumpff zumachen.
Jch sag zu einem Schildt des Atlants/ der die augen seines gegentheils ver-
blendet ; oder besser der Minerven/ der sie gantz erstokken/ vnd einem
vnempfindli<10>chen Marmel machet gleich werden.
Gleichwol ists nit möglich/ daß die vermessenheit eurer letzten Schrifft/ nit sol-
ten eine oder andere andächtige Seelen bezwingen/ daß sie den zügel einer ange-
hetzten gedult/ nit müsse schiessen lassen ; vnd daß ein getrewer Sohn/ (massen
auch des Crœsi seiner thate/ als er den Vatter verwunden sahe) in deme er seine
Mutter also schmählen sihet/ mit einem grimm-Eyfer das stillschweigen nit bre-
che/vnd sich endlich zu der wehr stelle.
So hab ich dannenhero füglich befunden/ euch zu antworten/ <11> vnd komme
euch nit seltzam für/ daß in solcher beantwortung/ ich etwas gar zu frey verfah-
2 Achil. Tat. l. 2. Pollu. l. 1. de Verb. don. ad comm.
3 Suidas. Plin. & Val. Max.
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 170
- Keywords
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Categories
- Weiteres Belletristik