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96 Der Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655
liure intitulé le grand Colisee, basti d’iniures contre les Camarades & Compagnons de Iesus
Christ, imprimé à sainct Geruais en Chrestienté en l’an 1611 von M. D. I. großen Raum.
Offenbar gegen eine nicht bekannte protestantische Streitschrift mit dem Titel Le
grand Colisée gerichtet, spricht sich der hinter den zitierten Initialen versteckte Autor
für eine größere Einschränkung der protestantischen Gemeinden in Frankreich und
einen politisch-militärischen Schutz der Monarchie durch den spanischen König und
den Papst aus.
Allerdings gibt es innerhalb der katholischen Partei in Frankreich auch Meinungs-
verschiedenheiten, wie eine Abhandlung von Pelletier mit dem Titel La Monarchie
de l’Eglise, Contre les erreurs d’vn certain liure intitulé ›De la puissance Ecclesiastique &
Politique‹ (Paris : François Huby 1612/Lyon : L. Muguet 1612) aufzeigt. Der Autor
richtet seine Henri de Lorraine gewidmete Polemik gegen Edmond Richer (1560–
1631), Professor an der Sorbonne, der in De Ecclesiastica et politica potestate liber unus.
De la Puissance ecclésiastique et politique (Caen/Paris 1612) im Namen der königlichen
Privilegien und der gallikanischen Kirche gegen den Papst Stellung beziehe. Pelletiers
Abhandlung über das Verhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaften im All-
gemeinen, zwischen der französischen Monarchie und dem römischen Oberhaupt der
katholischen Kirche im Besonderen, enthält vor allem zahlreiche Angriffe auf den
protestantischen Theologen Philippe de Mornay, der fĂĽr eine von der Landeskirche as-
sistierte Republik der Aristokratie eintritt, und endet in einer klaren Verurteilung der
kalvinistischen Ansichten als Häresie. Diese Zwistigkeiten innerhalb der katholischen
Partei nützen durchaus der protestantischen Seite, wie François Solier in seiner Lettre
justificative […] respondant à un sien amy touchant la censure de quelques Sermons faits en
Espagne à l’honneur du Bienheureux Père Ignace de Loyola, fondateur de la Compagnie de
Iesvs (Poitiers 1611) treffend feststellt : »Bref la Sorbonne maudit les Iesuites pendant
qu’à Charanton l’on prie Dieu pour les Sorbonistes« (S. 36).
Sehr häufig in diesen ebenso politischen wie konfessionellen Polemiken finden sich
die auch fĂĽr Marinos La sferza invettiva typischen Beschimpfungen des jeweiligen Geg-
ners mittels verachtenswerter Tierarten in den fantasievollsten Ausformungen. Anti-Ie-
suiste bezeichnet 1611 z. B. die Mitglieder der Gesellschaft Jesu als »serpens Loioliques«
(S. 32) und ihre Lehre als »doctrine pestilentieuse, toute pleine d’heresie, d’atheisme«
(S. 87) ; Le rameau de verte-espine andererseits nennt 1610 die Gegner der Jesuiten »cra-
paux« (S. 5), »viperes« (S. 7), »hydres monstrueux« (S. 7) bzw. »asne du Moulin« (S. 10 ;
in Anspielung auf den berĂĽhmten kalvinistischen Prediger Pierre Du Moulin).
Die Königinwitwe und Regentin wird in den polemischen Schriften des Jahrzehnts
nach der Ermordung Heinrichs IV. häufig als die Garantin der Monarchie und als
Hüterin der öffentlichen Ordnung bezeichnet, als welche sie Jahre später in dem be-
kannten Gemälde-Zyklus von Peter Paul Rubens, der sich heute in einem eigens ad-
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 170
- Keywords
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Ăśbersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Categories
- Weiteres Belletristik