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129Der
Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655
Die größte Bedeutung hinsichtlich ihrer nachhaltigen Wirkung in der österreichi-
schen Gegenreformation kommt wohl den Aktivitäten der 1534 in Spanien durch
Ignatius von Loyola gegründeten Gesellschaft Jesu zu : »Mit der Berufung der Jesuiten
im Jahr 1551 nach Wien, insbesondere der Berufung des Petrus Canisius, hatte die
katholische Reformbewegung in Wien FuĂź gefaĂźt. Die Jesuiten nahmen in der Folge
weitere Reformorden und ›alte Orden‹ in ihre Hand.«69 Bereits 1551 werden nach
Aufforderung des Kaisers die ersten Jesuiten nach Wien geschickt, unter welchen sich
der aus Savoyen stammende Klaudius Jajus (Claude Le Jay, ~1504–1552) befindet. In
seiner Lehrtätigkeit und seiner Seelsorge geht Jajus speziell auf die Bedürfnisse nicht-
deutschsprachiger Einwohner der Stadt ein : »Jajus hielt nicht allein die akademischen
Vorlesungen, er predigte und hörte auch die Beichte in italienischer Sprache.«70 Die
ersten 18 Vertreter des Ordens, unter denen vier Italiener (Briccio, Guilelmus, Angelus
und Suetonius) genannt werden, beginnen sofort mit dem Unterricht an der Univer-
sität und initiieren die im Mittelpunkt ihres Interesses stehende Schulbildung in den
Kollegien, wodurch sie ihre Position innerhalb der gegenreformatorischen Machtver-
hältnisse entscheidend festigen :
Hinsichtlich der Bildungspolitik ist auf den ĂĽberragenden EinfluĂź der Jesuiten hinzuweisen,
die sukzessive das gesamte höhere Schulwesen in Wien und zuletzt die philosophische und
theologische Fakultät an der Universität unter ihre Kontrolle brachten. Es handelt sich hier
um eine Tendenz, die ĂĽberall in Europa zu beobachten ist, wo die Jesuiten dank der gezielten
Förderung des Landesfürsten ihre Tätigkeit entfalten konnten.71
Avancini feiert 1651 in Cum Societas Jesu Ă suo in urbem Viennenesem adventu cente-
simum ageret (Nummer 32 seiner Epoden) das 100-jährige Bestehen des Ordens in
Wien und widmet sich in einigen seiner Predigten der Gestalt des OrdensgrĂĽnders
(Orationes – Pars II : 21. De S. Ignatio. Soc. Jesu Fundatore ; 22. De S. Ignatio. Soc. Jesu
Fundatore. Publico dono datus).72
Neben der mehrjährigen Anwesenheit 1552–1556 von Petrus Canisius kann als
treibende Kraft der jesuitischen Ansiedlung in Wien eine Druckerei des Ordens gel-
69 Peter Broucek : Der Krieg und die Habsburgerresidenz. In : Andreas Weigl (Hg.) : Wien im Dreißigjäh-
rigen Krieg. Bevölkerung – Gesellschaft – Kultur – Konfession. Wien-Köln-Weimar 2001, S. 106–154 ;
hier S. 130 ; vgl. auch Herbert Karner (Hg.) : Die Jesuiten in Wien. Zur Kunst- und Kulturgeschichte
der österreichischen Ordensprovinz der »Gesellschaft Jesu« im 17. und 18. Jahrhundert. Wien 2003.
70 Tomek : Das kirchliche Leben und die christliche Charitas in Wien, S. 199.
71 Stögmann : Staat, Kirche und Bürgerschaft, S. 539, Anm. 179.
72 Vgl. auch Otto Schimonski : S. Ignatius de Loyola, Societatis Jesu fundator. Wien : Matthäus Cosmerovius
1659.
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 170
- Keywords
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Ăśbersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
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