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130 Der Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655
ten, die zwar nur einige Jahre (1559–1565)73 in Betrieb ist, aber wichtige Schriften der
gegenreformatorischen Spiritualität sowohl im Original als auch in deutschen Über-
setzungen verbreitet :
Die Jesuiten druckten unter anderen das vom Jesuiten Johannes Polancus verfaĂźte Breve
directorium ad confessarii ac confitentis munus rite obeundum, die Meditationes des heili-
gen Bernhard, das BĂĽchlein St. Augustins von vermeydung der Trunckenheit, die Nachfolge
Christi des Johannes Gerson, die exercitia spiritualia des hl. Ignatius, die drei BĂĽcher de
contemptu mundi Innocenz III. und anderes apologetisch Wichtiges.74
Im Zuge der sich ausbreitenden Gegenreformation laden zahlreiche LandesfĂĽrsten die
Ordensgemeinschaft als wichtigen VerbĂĽndeten ihrer Politik der Rekatholisierung des
ländlichen Adels in ihre Gebiete ein. Erzherzog Ferdinand II. (1529–1595) nimmt
mit dem Orden mehrjährige Verhandlungen auf, die schließlich 1561 zur Gründung
einer ersten Niederlassung in Innsbruck fĂĽhren. 1571 stiftet Erzherzogin Magdalena
von Tirol (1532–1590) das Jesuitenkolleg in Hall in Tirol ; ein weiteres in Feldkirch
folgt 1649.
Erzherzog Karl II. und sein Sohn Ferdinand (der spätere Kaiser Ferdinand II.)
rufen die Gesellschaft Jesu nach Innerösterreich, wo 1572 zwölf Jesuiten in Graz
das erste Ordenshaus grĂĽnden. Es folgen weitere Ansiedlungen 1604 in Klagenfurt,
1613 in Leoben und 1621 in Judenburg sowie in weiteren Städten in Kärnten, Krain,
Görz und Gradisca, darunter die Jesuitenkollegien in Görz, Laibach (Ljubljana) und
Marburg a. d. Drau (Maribor). 1585 wird schließlich die Jesuitenuniversität in Graz
gegrĂĽndet.
Aufgrund ihrer kosmopolitischen Zusammensetzung kann die Gesellschaft Jesu
ihre Missionstätigkeit durch Predigten in deutscher, slowenischer und auch italie-
nischer Sprache vorantreiben, wobei als bedeutendste italienische Prediger Cornelio
Gentilotti, Giovanni Posarelli, Scipione Sgambati und Ambrogio di Pennalosa zu
nennen sind.75 Zu den produktivsten Schriftstellern der Jesuiten in Österreich zählt
ohne Zweifel der in Brescia geborene und in Wien verstorbene Giovanni Bucelleni
(1599–1669), Rektor der Kollegien in Preßburg und Kaschau sowie Provinzial von
Ă–sterreich, der u. a. in Wien seine Officina epithetorum, appelativorum et nominum pro-
prium (1637), Meditationes de passione Jesu Christi (1655) und Asceticæ considerationes
(1666–1669) veröffentlicht.
73 Tomek : Das kirchliche Leben und die christliche Charitas in Wien, S. 205, Anm. 6.
74 Tomek : Das kirchliche Leben und die christliche Charitas in Wien, S. 207, Anm. 9.
75 Vgl. Johannes Nepomuk Stoeger : Scriptores provinciae Austriacae societatis Jesu. Vienna 1856.
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 170
- Keywords
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Ăśbersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Categories
- Weiteres Belletristik