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136 Der Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655
endi Conceptum, Voto etiam à Te repetito gloriosa ! Stat in Foro Viennensi Statuæ Marianæ
monumentum ; […] (unpag. S. 17)
Diesen Vorstellungen entsprechend wird der Kaiser nach seinem Tod in dem ano-
nymen Cenotaphium Pjjs Manibvs FERDINANDI III Rom. Jmp. Vngariæ Bohemiæque
Regis Archiducis Austriæ etc : etc : Cæsareis Virtutib. et Symbolis adornatum à Cæsareo et
Academico Collegio Soc.tis JESV Viennæ inter parentales mœrores erectum beklagt, dessen
Titel in einen gekrönten Doppeladler eingefasst ist, der im rechten Fuß ein Kruzifix
und im linken einen aus dem Reichsapfel abgeleiteten Totenkopf in den Krallen hält.
Das derart dokumentierte enge Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Reich
wird in dem durchgehend von den Augsburger Stechern Melchior und Matthäus
KĂĽssel illustrierten Werk in emblematischen Darstellungen auf den Recto-Seiten des
Druckes und mit komplexen Anspielungen in Bild und Text ausgefĂĽhrt. Auf eine Serie
von zwölf Bildern von jeweils auf einem Sockel mit lateinischer Inschrift und kurzem
deutschem Wahlspruch stehenden Statuen allegorischer Figuren folgen 40 Embleme
mit dem Doppeladler, der jeweils eine von Lorbeer umkränzte Szene vor seiner Brust
und ein barockes Schild mit der Subscriptio in seinen mächtigen Krallen trägt.
Im ersten Emblem (Abb. 9) wird z. B. der in seiner Weisheit alles erwägende Kaiser
als zwischen der irdischen und der himmlischen Sphäre schwebende Gestalt darge-
stellt, die in ihrer spirituellen Gesinnung die irdische Welt fĂĽr gering erachtet und nur
nach dem göttlichen Himmel strebt. Der lateinische Text erklärt, dass er damit sein
Reich mit jenem Jupiters vereinige : Ȯquitatis lance terram ponderauit ferdinandvs,
Sed inuenta est minus habens. Extendit pietatis manum et orbem alterum apprehendit.
Hic certe Vnitum Jmperium cum Joue Cæsar habet.« Der deutsche Wahlspruch fasst
das kĂĽrzer in dem Distichon :
D’ Welt hätt das recht Gwicht nit, Drumb Er sich ihr nit achtet,
Vnd Sie mit fĂĽessen trit, Nur nach dem himmel trachtet.
Im 18. Emblem wird hingegen der Verlust des ältesten Sohnes, Ferdinand IV., in ei-
nem Sinnspruch über die Vergänglichkeit beklagt :
Versetzt ist zwar die Zahl, der Todt hats doch getroffen ;
Der Vierdt, baldt nach der wahl, Dem Dritten ist vorgloffen.
In der lateinischen Subscriptio fällt die Interpretation wesentlich ausführlicher aus,
denn alle vier Träger des Namens Ferdinand werden in Ritterrüstung eine kreuztra-
gende Figur anbetend dargestellt, welche aus dem Himmel ein Banner mit ihren dy-
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 170
- Keywords
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Ăśbersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Categories
- Weiteres Belletristik