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Vor 1918
Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
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60 Philip Dwyer und Beherrschte, Zentrum und Peripherie, Stadt und Land trennte68. Mit anderen Worten: Deutliche Spannungen zwischen volkstümlicher Religion und Amtskirche hatte es schon immer gegeben, sodass die volkstümliche Religion in Europa sich stets hartnäckig gegen Bestrebungen gewehrt hatte, die Amtskirche zu reformieren69. Michael Broers zufolge war die »Gegen- revolution in den Gebieten am stärksten, wo auch die Tradition der lokalen Unabhängigkeit am stärksten war«70. Daran besteht kein Zweifel, doch auch zwischen Religiosität und Gewalt ist eine Korrelation festzustellen. Demnach scheint der Widerstand sich dort am deutlichsten geäußert zu haben, wo der traditionelle Katholizismus besonders stark war. Es ist nicht ohne eine gewisse Ironie, dass dieselben religiösen Spannungen, mit denen sich einst die Herrscher des Ancien Régime das Leben schwer gemacht hatten, nun auch den Franzosen zusetzten71. Fazit Sollte der Französischen Revolution tatsächlich eine Trennung von Religion und Politik gelungen sein, dann bedurfte es zu deren Vollendung mehrerer Generationen. Es ist offensichtlich, dass in zumindest manchen Fällen die Gewalt der Bevölkerung gegen die Franzosen ebenso sehr religiös begründet war wie ökonomisch und politisch, und dass diese Begründungen miteinan- der verflochten waren. Entsprechend sind weder Revolution noch Kirche als Monolithen zu betrachten. Vielmehr interagierten sie, sodass die eine von der anderen politische Mittel, Sprache und Techniken zur Förderung der eigenen Ziele erlernte. Tatsächlich konnten sich Reaktionen von Region zu Region mitunter stark unterscheiden. Sie hingen ganz wesentlich vom fran- zösischen Kommandanten oder Kommissar ab: Manchmal wurden französi- sche Gesetze rigoros angewandt, manchmal wurde die Anwendung antikle- rikaler Maßnahmen unterbunden oder wenigstens herausgezögert, um den Unmut der Bevölkerung nicht zu erregen. 68 Siehe auch Broers, The Politics of Religion, S.  3,  7–26. 69 Vgl. Clarke Garrett, Popular Religion in the American and French Revolutions, in: Bruce Lincoln (Hg.), Religion, Rebellion, Revolution. An Interdisciplinary and Cross-Cultural Collection of Essays, New York 1985, S.  69–88; Elisabeth Wagner, Revolution, Religiosität und Kirchen im Rheinland um 1800, in: Peter Hüttenber- ger / Hansgeorg Molitor (Hg.), Franzosen und Deutsche am Rhein. 1789–1918– 1945, Essen 1989, S.  267–288. 70 Vgl. Michael Broers, Revolt and Repression in Napoleonic Italy, 1796–1815, in: Roger Chickering / Stig Förster (Hg.), War in an Age of Revolution, 1775–1815, Washington DC 2010, S.  203. 71 Vgl. Blanning, The Role of Religion, S.  202f.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Title
Glaubenskämpfe
Subtitle
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Editor
Eveline Bouwers
Publisher
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Size
15.9 x 23.7 cm
Pages
362
Keywords
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Categories
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