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Vor 1918
Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
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69Von Gewalt und Märtyrertum jahrzehntelang weitergeführt wurde, offenbart die hiesige Analyse lokaler Widerstandsaktionen eine Zäsur im Winter 1880 / 8114. Der Fokus auf Gewalt ist hier von zentraler Bedeutung; er zeigt, dass der Konflikt um den Grund- unterricht zunächst von katholischen Eliten geprägt war, anschließend auf die Straße ging, bis mit der Etablierung des freien Grundschulunterricht die Gewalt erneut eher latent wurde. Differenzen um den religiösen Raum: Gewaltepisoden vor 1879 Bereits vor dem als »Bürgerkrieg« in die Annalen eingegangen Streit um die partielle Säkularisierung des Grundschulunterrichts war es mehrmals zu öffentlichen Streitigkeiten um die Grenzen des klerikalen Einflusses gekommen15. Den Anfang machte das bereits erwähnte Gesetz der Wohl- tätigkeitseinrichtungen von 1857. Da liberale Kräfte eine Ausbreitung der »Toten Hand« befürchteten, zogen sie auf die Straße, um gegen das Gesetz zu protestieren. Die vom Kleinbürgertum dominierten Manifestationen bestanden größtenteils aus Märschen, bei denen Katholiken beschimpft sowie körperlich attackiert und Liberale bejubelt wurden, schlugen aber gele- gentlich in gewalttätige Auseinandersetzungen über. Laut Deneckere dienten die Proteste vor allem der Anfechtung politischer Entscheidungen, »welche die öffentliche Initiative stark benachteiligten«16. Doch ein genauerer Blick jenseits der urbanen Zentren zeigt, dass die Proteste von 1857 alsbald von Anfeindungen ergänzt wurden, die weniger zweckrational als vielmehr im Sinne eines aufkeimenden Antiklerikalismus bzw. -katholizismus einerseits, und eines Antiliberalismus anderseits zu erklären sind17. Die folgenden Kon- flikte um die Kirchhöfe und Wahlen belegen dies. Das Dekret vom 23. Prairial an XII (12.  Juni 1804) über das Bestattungs- wesen sicherte den Bürgermeistern die Aufsicht über die Kirchhöfe zu und befahl die Beerdigung aller Toten am gleichen Ort  – zumindest solange 14 Für die Bildungsfrage nach 1884 siehe auch Tyssens, Om de schone ziel, S.  83–194. 15 Vgl. De Maeyer, De rode baron, S.  156; Karel Van Isacker S.J., Werkelijk en wet- telijk land. De katholieke opinie tegenover de rechterzijde, 1863–1884, Antwerpen 1955, S.  177. 16 Deneckere, Geuzengeweld, S.  39. Für die Proteste gegen das Gesetz vom 1857 siehe auch ebd., S.  37–61; Emiel Lamberts, Kerk en liberalisme in het bisdom Gent (1821– 1857). Bijdrage tot de studie van het liberaal-katholicisme en het ultramontanisme, Leuven 1972, S.  452–481; Witte, The Battle for Monasteries, S.  109–113. 17 Diese Entwicklung hängt auch mit der »Popularisierung« des Ultramontanismus in den 1860er Jahren zusammen. Siehe auch Jan Geens, Guido Gezelle en ’t Jaer 30, 1864–1870: de popularisatie van het Ultramontanisme, in: Lamberts (Hg.), De kruis tocht tegen het liberalisme, S.  160–195.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Title
Glaubenskämpfe
Subtitle
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Editor
Eveline Bouwers
Publisher
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Size
15.9 x 23.7 cm
Pages
362
Keywords
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Categories
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