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Vor 1918
Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
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145Religion und Gewalt im Grenzkonflikt bei Melilla, 1860–1863 befand14. Die permanent besiedelte spanische Exklave im Nordosten Marok- kos besaß, ebenso wie Ceuta im Nordwesten, nie den Charakter einer Kolonie; sie war vielmehr integraler Bestandteil des spanischen Staates und gehörte als »plaza de soberanía« bis 1995 zur Provinz Málaga15. Die Exklaven waren Festungsstädte, sogenannte presidios, deren Hauptaufgaben die Verteidigung der Iberischen Halbinsel gegen mögliche Angriffe aus der nordafrikanischen Küstenregion und dem östlichen Mittelmeerraum sowie die Eindämmung der Piraterie waren. Ihr Festungscharakter prädestinierte sie außerdem für die Unterbringung von Sträflingen, wie dies seit dem 17.  Jahrhundert prak- tiziert wurde16. Die Bevölkerung in den Exklaven war also maßgeblich von der Präsenz des Militärs einerseits und der Sträflinge andererseits geprägt, obgleich sich durch den Zuzug von Familienangehörigen, Kaufleuten, Hand- werkern und Klerikern auch eine, wenngleich zahlenmäßig geringe, zivile Bevölkerungsgruppe etablierte. Der Oberbefehlshaber der Truppen vor Ort war gleichzeitig Gouverneur der Stadt und verfügte sowohl über militärische als auch über umfangreiche politische und rechtliche Vollmachten17. Während Ceuta im 19.  Jahrhundert mit den nahegelegenen Städten Tétouan und Tanger sowie der Nähe zur Iberischen Halbinsel über relativ gute Kommunikationsmöglichkeiten verfügte, war Melilla im nordöstli- chen, ländlich geprägten Riffgebiet auch aufgrund der großen Distanz (fast 200  km) zum spanischen Kernland einen Großteil des Jahres von der Kom- munikation mit diesem abgeschnitten18. Zwischen der Iberischen Halbin- sel und Melilla verkehrte im Durchschnitt nur zwölfmal pro Jahr ein Post- schiff19, was die Korrespondenz mit der Regierung in Madrid erschwerte, 14 Zu Geschichte, Geographie und demographischer Entwicklung der beiden Exkla- ven vgl. Victor Morales Lezcano, Las fronteras de la Península Ibérica en los sig- los  XVIII y XIX. Esbozo histórico de algunos conflictos franco-hispano-magrebíes, con Gran Bretaña interpuesta, Madrid 2000, S.  115–134. Zur Geschichte Melillas vgl. Antonio Sáez-Arance, From a Medieval Christian Vanguard to a European High- Tech Fortress. Melilla’ s Historical Background, in: Michaela Pelican / Sofie Stein- berger (Hg.), Melilla. Perspectives on a Border Town, Köln 2017, S.  25–34. 15 Vgl. Sáez-Arance, From a Medieval Christian Vanguard, S.  25f. 16 Vgl. Santiago Domínguez Llosá, La vida cotidiana en el siglo  XIX, in: Antonio Bravo Nieto / Pilar Fernández Uriel (Hg.), Historia de Melilla, Melilla 2005, S.  495–524, hier S.  512 sowie Francisco J. Calderón Vázquez, Fronteras, identidad, conflicto e interacción. Los presidios españoles en el norte Africano, Málaga 2008, in: Eumednet, hg. v. der Universität Málaga, URL: <http://www.eumed.net/libros- gratis/2008c/433/> (11.07.2018), S.  15f. 17 Vgl. Juan José Relosillas, Catorce meses en Ceuta. Narraciones que interesan á todo el mundo, Málaga 1883, S.  68 sowie einen ausführlichen Artikel zu Melilla in: La España, 18.  Dezember 1857. 18 Vgl. Pascual Madoz, Diccionario geográfico-estadístico-histórico de España y sus posesiones de Ultramar, Bd.  11, Madrid 1848, S.  362 sowie La España, 18.  Dezem- ber  1857. 19 Vgl. La España, 18.  Dezember 1857. Zwischen Ceuta und dem andalusischen Algeci- ras verkehrte bereits Ende der 1850er Jahre ein Dampfschiff täglich. Vgl. ein Schrei-
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Title
Glaubenskämpfe
Subtitle
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Editor
Eveline Bouwers
Publisher
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Size
15.9 x 23.7 cm
Pages
362
Keywords
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Categories
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